Der Maria-Rimkus-Weg in Lankwitz. Bild: Linksfraktion Steglitz-Zehlendorf
Der Maria-Rimkus-Weg in Lankwitz. Bild: Linksfraktion Steglitz-Zehlendorf

Nazi-Gegnerin statt Kolonialgeneral: Der frühere Maerckerweg in Lankwitz heißt jetzt Maria-Rimkus-Weg.

Mit Maria Rimkus ehrt der Bezirk Steglitz-Zehlendorf eine Frau, die in der NS-Zeit Zivilcourage und Menschlichkeit gezeigt hat. Dieser Tage wurde die Umbenennung mit einer kleinen Feier an der Ecke Maerckerweg/Emmichstraße in Lankwitz vollzogen.

Grundlage der Umbenennung waren zwei Beschlüsse der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf vom Juni 2021. Bereits im Jahr 2019 hatte die Linksfraktion Steglitz-Zehlendorf einen Antrag unter dem Motto „Maerckerweg umbenennen: Keine weitere Ehrung für den Kolonialisten, Mörder und Antisemiten in Lankwitz“ auf den Weg gebracht. Im Jahr 1936 hatten die Nationalsozialisten die entsprechende Benennung der unscheinbaren Wohnstraße angeordnet.

Israel ehrte Maria Rimkus

Im Jahr 1953 ehrte der Staat Israel in der Gedenkstätte Yad Vaschem Maria Rimkus (1910-2001) als „Gerechte unter den Völkern“. Geboren in Lankwitz, lebte sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2001 in Zehlendorf. „Die Umbenennung ist ein kleiner und doch wichtiger Schritt in einem konservativen Bezirk, der sich sehr lange gegen Straßenumbenennungen gewehrt hat“, hieß es jetzt aus der Linksfraktion. „Danken möchten wir an dieser Stelle auch der SPD-Fraktion Steglitz-Zehlendorf, die diesen Antrag von Anfang an unterstützt hat.“

Georg Maercker (1865-1924) war ein Kolonialoffizier, der unter anderem am Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia beteiligt war. Er war Mitbegründer des 1922 gegründeten „Deutschen Kolonialkriegerbundes“ und dessen erster Präsident. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er glorifiziert.

Maercker ist nicht der einzige Protagonist aus der Kolonialzeit, der von Berliner Straßenschildern getilgt wurde oder getilgt werden soll. Auch im Afrikanischen Viertel im Wedding schlägt das Thema seit Jahren hohe Wellen.

Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf habe zugesagt, Anwohner des Maria-Rimkus-Weges bei der notwendigen Änderung ihrer Ausweisdokumente unkompliziert zu unterstützen, so die Linksfraktion. Hintergrund dieses Hinweises sind Ereignisse aus dem letzten Jahr. Die angekündigte Umbenennung des Maerckerweges hatte für einiges Durcheinander gesorgt.

Umbenennung sorgte für Chaos

„Hilfe, niemand findet unsere Straße“: Unter dieser Überschrift hatte die Zeitung „B.Z.“ im September über die Situation im Maerckerweg berichtet. Anwohner machten ihrem Ärger darüber Luft, seit fünf Monaten keine Pakete empfangen zu haben. Auch etliche Briefe konnten nicht zugestellt werden.

Der Grund: In elektronischen Straßenverzeichnissen war bereits der neue Straßenname Maria-Rimkus-Weg eingetragen. Die ursprünglich für April angesetzte Umbenennung war allerdings noch gar nicht rechtskräftig. Sieben Anwohner hatten Widerspruch eingelegt. Somit wurden die neuen Schilder abgeschraubt und die alten wieder aufgehängt.

Text: Nils Michaelis