Auf einem Briefkasten der Deutschen Post ist der Schriftzug "Nur Liebesbriefe" zu sehen. Foto: IMAGO / Hanno Bode
Auf einem Briefkasten der Deutschen Post ist der Schriftzug "Nur Liebesbriefe" zu sehen. Foto: IMAGO / Hanno Bode

Der Valentinstag ist ein besonderes Datum im Kalender. Singles sind oft genervt davon, Paare hingegen nehmen den 14. Februar gerne als Anlass, sich ihre Liebe zu beweisen. Zum Beispiele mit einem Liebesbrief. Doch woher kommt die Tradition des Schreibens von Liebesbriefen eigentlich?

Die Geschichte des Liebesbriefes ist lang und facettenreich. Von den ersten bekannten Briefen aus dem antiken Griechenland bis zu digital verschickten Liebesgeständnissen, die Kunst des Liebsbriefeschreibens hat sich im Laufe der Jahrhunderte stets verändert.

Interview mit Veit Didczuneit

Am kommenden Dienstag ist es wieder soweit, der Valentinstag am 14. Februar steht vor der Tür. Passend dazu sprachen wir mit Dr. Veit Didczuneit, Historiker beim Museum für Kommunikation in Berlin.

Dr. Veit Didczuneit leitet seit 2006 die Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation in Berlin.
Dr. Veit Didczuneit leitet seit 2006 die Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation in Berlin.

Seit 2006 leitet er die Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation in Berlin. Dort ist er für die Sammlungsbereiche der Brief- und Schreibkultur zuständig. Die Sammlung von Liebesbriefen umfasst mehrere Tausend Objekte. Veit Didczuneit erklärt, warum der Liebesbrief noch immer eine spezielle emotionale Kraft entfaltet.

Herr Didczuneit, was zeichnet einen Liebesbrief aus?

Didczuneit: „Liebesbriefe verkörpern die hohe Kunst des Briefeschreibens. Liebesbriefe handeln von sich verzehrender Leidenschaft, von Liebesschwüren. Da steckt sehr viel drin. Der richtige Liebesbrief ist durchaus intim. Er lässt eine Poesie der Beziehung erkennen. Aber der Text sollte nicht zu schwülstig sein, sondern ehrlich. Man sollte eine Form finden, die zu der Beziehung passt.“

Sie beschäftigen sich beim Museum für Kommunikation in Berlin mit der Geschichte des Briefes. Die Museumssammlung von Liebesbriefen umfasst mehrere Tausend Objekte.

Didczuneit: „Der Brief ist lange das wichtigste Kommunikationsmittel gewesen, um seine Liebe auszudrücken. Schon seit über 100 Jahren werden den Liebesbriefen auch Gedichte, Fotos und getrocknete Blumen beigelegt. Heutzutage werden am Valentinstag übrigens die meisten Blumen verschickt. Tausende Blumensträuße transportiert die Deutsche Post an diesem Tag bundesweit.“

Was fasziniert Sie an Briefen?

Didczuneit: „Das Besondere am Brief ist auch das Haptische im Vergleich zur heutigen Zeit, in der die Kommunikation meist nur digital vonstattengeht. Man kann auch Briefe schreiben, wenn man dicht beieinander ist, weil man sich in der schriftlichen Form anders ausdrücken und beim Schreiben länger darüber nachdenken kann.

„Liebesbriefe verkörpern die hohe Kunst des Briefeschreibens.“ – Veit Didczuneit

Wann war die Hochphase des Briefes?

Didczuneit: „Das 20. Jahrhundert ist für uns das Jahrhundert des Briefes – denn nie zuvor und nie danach haben Menschen so viele Briefe geschrieben.“

Warum?

Didczuneit: „Weil nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg und der Deutschen Teilung sehr viele Menschen getrennt waren und nicht zueinanderkamen. Außerdem war das Telefon zunächst noch nicht so verbreitet. So sind in diesen Ausnahmesituationen viele Briefe geschrieben worden – auch viele Liebesbriefe. Weil Menschen, die sich geliebt haben, eben auf diesem Weg ihre Liebe ausdrücken wollten.“

Text: Deutsche Post DHL / Franz-Luis Tusek / Redaktion