Unser Kritiker Fritz Zimmermann sah sich das Lessing-Stück „Minna von Barnhelm“ im Deutschen Theater an.
Wenn ich mich im Nikolaiviertel, in dem ich wohne, umschaue, dann finde ich hinter der Kirche den Ort, an dem Gotthold Ephraim Lessing das Theaterstück „Minna von Barnhelm“ 1765 beendet hat. Für die Ring-Parabel in „Nathan der Weise“ hatte er seinen in unmittelbarer Nähe lebende Nachbarn Moses Mendelssohn vor Augen. Wem wollte Lessing mit dem Ring-Tausch in der „Minna“ ein Denkmal setzen?
Das Lessinghaus M.) im Nikolaiviertel. |
Die Plakette am Lessinghaus. |
Gelungener Regieeinfall
Die Vorstellung am 1. November (ein Montag) im Deutschen Theater ist gut besucht. Nicht nur von Bildungsbürgern, die „ihren Lessing“ mal wieder auf der Bühne sehen wollen, sondern die Aufführung hat sich auch bei jüngeren Besuchern mit Baseball-Caps herumgesprochen.
In dem Stück „Minna von Barnhelm“ werden die Szenenübergänge mit Rap und Musik angekündigt. Doch das ist nur einer der gelungener Regieeinfälle mit dem Blick ins Heute. Die Personen sind knallbunt gekleidet, die Requisiten sind teilweise modern. Sparsam eingesetzt, so ganz nebenbei, doch Gott sei Dank verkneift sich die Regisseurin Anna Lenk den Einsatz von Mobiltelefonen auf der Bühne. Danke!
Vergnüglicher Abend
Während der mehr als anderthalb Stunden (ohne Pause) gibt es viele Lacher im Publikum. Ein vergnüglicher Abend. Die Bühne ist zweigeteilt, Guckkasten-ähnlich übereinander. Zwischen wehenden Vorhängen und plüschigen Wänden dialogisieren die Protagonisten Tellheim und Minna über ihre Verlobung. Während in den Nebenrollen die Schauspieler und Schauspielerinnen dem „Affen mächtig Zucker geben“.
Sie spielen ihre Rollen bis zum Happy End in pantomimischer Ausgelassenheit. Ein Theatervergnügen ohne den moralischen Anspruch, den uns viele Deutschlehrer bei der Lektüre Lessings zu vermitteln suchten. Hier sehen wir fast ein Antikriegsstück (ich übertreibe), zumindest ein Lehrstück über die berühmte „verlorene Ehre“ zugunsten einer echten Liebe.
Einen Hinweis über Lessings Schaffen direkt hinter der Nikolaiviertel fehlt allerdings in dem lesenswerten Programmheft des Deutschen Theaters.
Nächste Aufführungen meine Empfehlung sehenswert!