Entscheidung: Stirbt das Strandbad Tegel, stirbt ein Stück Reinickendorf.

Wieder bangen nicht nur die Reinickendorfer um das beliebte Strandbad am Tegeler See. Über die Saison 2015 hatte es sich mit einer Ausnahmegenehmigung der Senatsumweltverwaltung hinweg gerettet. Ob dies auch in diesem Jahr so sein wird, ist offen: Auf öffentlichen Druck beantragten die Berliner Bäderbetriebe (BBB) zwar erneut eine Ausnahmegenehmigung beim Umweltsenat. Doch bis heute gibt es keine Signale von Senat und Bäderbetrieben auf Betriebsgenehmigung für 2016 und Übernahme der notwendigen Sanierungskosten. Der Antrag werde bearbeitet, heißt es stereotyp aus dem Umweltressort. Die Situation bleibt verfahren: Seit Jahren investieren die Bäderbetriebe nicht in das Strandbad. Die Gastronomie liegt brach, die Sanitäranlagen sind marode. Hohe Umweltschutzauflagen verhindern größere Veranstaltungen, es gibt zu wenige Parkplätze, kein Bus fährt hier raus. Das Strandbad liegt in einem Trinkwasserschutzgebiet, deshalb müsste das in die Jahre gekommene Abwasserleitungssystem saniert werden. Vorliegende Studien beziffern den Aufwand auf rund 1,2 Millionen Euro, die Bäderbetriebe rechnen mit etwa zwei Millionen. „Eine vergleichsweise geringe Summe angesichts der Beliebtheit des Bades“, sagt Tim-Christopher Zeelen, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Der Tegeler CDU-Mann kämpft seit Jahren für Erhalt und Ausbau des Bades. Viele kämpfen mit – ehemalige Pächter, Wassersportvereine, DLRG, Bezirksamt, Kommunalpolitik, Bürgerschaft. Erst kürzlich hatte er die Protagonisten auf einem „Rettungsstammtisch“ zusammen gebracht. „Offensichtlich werden hier wichtige Arbeiten bewusst verzögert. So wird’s immer teurer und ist am Ende gar nicht mehr finanzierbar“, klagt er. „Dabei haben die BBB klar zugesagt, den Sanierungsstau bei den Berliner Bädern nach und nach abzutragen. Tegel wäre jetzt dran!“

Jürgen Zweigert