Der Käufer verspricht für das ehemalige Kino Colosseum zumindest bis zum Umbau des Komplexes eine kulturelle Zwischennutzung.
Das Ding ist durch! Nichts wird‘s mit dem Kauf des Kino Colosseum durch die Stadt. Keine Chance mehr für die Genossenschaft ehemaliger Kinomitarbeiter, in dem teilweise unter Denkmalschutz stehenden Colosseum-Komplex noch einmal einen regulären Kinobetrieb aufzuziehen.
Die Zukunft des einstmals schönsten Kinostandortes des Berliner Ostens gehört nicht mehr dem Lichtbildschaffen und seinen vielen Anhängern im Prenzlauer Berg. Auch wenn der neue Besitzer und Projektentwickler anderes suggerieren möchte.
Colosseum verkauft
„Nach erfolgreichen Verhandlungen mit den Erben der Filmproduzentenlegende Artur Brauner teilen nun beide Parteien mit, dass der Kaufvertrag für das Objekt unterzeichnet wurde“, heißt es in einer Pressemitteilung, die unlängst unter den Hauptstadtmedien verbreitet wurde.
Darin verkündete der Käufer des Colosseums, der Hamburger Immobilienentwickler Values Real Estate, mit einigem Stolz, dass sich die Erbengemeinschaft „einstimmig“ für das Angebot entschieden habe. Wie in solchen Fällen üblich, wird natürlich kein Kaufpreis genannt.
Eigenes Engagement
„Wir möchten diesem traditionellen Kulturstandort wieder Leben einhauchen, ihm nach Fertigstellung als langfristig orientierter Eigentümer verbunden bleiben und uns hier auch mit eigenem Engagement einbringen“, lässt sich Values-Chef Thorsten Bischoff in der Mitteilung zitiert.
Das Unternehmen werde an diesem Ort „lebenswerten neuen urbanen Raum“ schaffen, sagt er. Und zwar – und jetzt wird‘s spannend – mit „der nötigen Sensibilität für das Umfeld, die Historie und die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger dieses lebendigen und kreativen Stadtareals“.
Deshalb, so wird versprochen, sollen der historische Kinosaal und das Atrium so schnell wie möglich wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Was immer das auch heißt.
Kulturelle Nutzung
Values-Chef Bischoff scheint die politisch Verantwortlichen im Bezirk davon zu überzeugen zu wollen, dass man einen Teil des ursprünglichen Charakters – vorerst jedenfalls – erhalten wolle.
Er schreibt, dass das „Nutzungskonzept für einen neuen Kino- und Kulturbetrieb als Identifikationspunkt im historischen Saal und eine entsprechend kulturelle Zwischennutzung bis zur Bauphase“ eine besondere Rolle für seine Firma spielen würde.
Fest steht: Abgesehen vom alten Kinosaal soll der Rest des Geländes komplett umgestaltet werden. Visualisierungen davon veröffentlichte der „Tagesspiegel“.
Auf Nachfrage des Berliner Abendblattes hieß es, dass man mit Grafiken dieser Art momentan noch nicht arbeite, weil man nicht suggerieren wolle, dass es schon so konkrete Pläne geben würde. Dies sei nämlich nicht der Fall. „Das Blatt ist erstmal weiß“, so heißt es aus der Hamburger Values-Zentrale.
Text: Ulf Teichert