Das „Keine Angst-Festival“ der Kulturmarkthalle Berlin im Mühlenkiez (Prenzlauer Berg) ist derzeit in vollem Gange. Bis zum 18. September mischen sich die Protagonisten des Festivals mit Interventionen in den Alltag ihrer Nachbarn ein.
Viele Krisen
„Wir laden dazu ein, uns in verschiedenen Formaten mit dem Thema Angst künstlerisch kritisch auseinanderzusetzen. Wir wollen unseren Ängsten begegnen, sie befragen und verwandeln. Denn wir befinden uns in vielen Krisen: Klimawandel, Corona, Krieg, Flucht und soziale wie finanzielle Spaltung machen uns Angst. Rückzug ins Private, ein Gefühl von Ohnmacht und Resignation machen sich breit. Angst ist da, Verleugnung macht keinen Sinn“, heißt es seitens der Organisatoren.
Internationale Künstler
Das Programm besteht aus internationalen Künstlern, die sich dem Festivalthema „Angst“ mittels Videokunst, Installationen, Malerei, Performances, Musik, Theater und Streetart nähern. Ermöglicht wird das bunte Festival unter anderem durch die Förderung des „Fonds Soziokultur“, durch das Programm „Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften“ (FEIN) der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Bauen und Wohnen und durch das Programm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Schirmherr des Festivals ist Bezirksbürgermeister Sören Benn.
Sorgen und Nöte teilen
„Unser Verein hat sich 2016 mit dem Ziel gegründet, durch künstlerische, kulturelle und politische Projekte den Austausch in der Nachbarschaft zu bereichern und die Integration von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung zu fördern. Unsere, in Eigeninitiative umgebaute, alte Kaufhalle, steht mitten im Mühlenkiez, zwischen Unterkünften für Geflüchtete und alten Kiezbewohnern. Hier leben viele Menschen mit sehr geringem Einkommen und teilweise wenig Perspektiven, die ihre Sorgen und Nöte oft mit uns teilen. Daher erschien es uns umso gebotener, sich der Angst und den Ängsten der Menschen zu nähern“, so Sonja Kirschning, Projektleiterin des Festivals und Vorstandsmitglied des Vereins über die Beweggründe zur Entstehung des Festivals.
Trotz Angst offen bleiben
„Uns liegt es besonders am Herzen, möglichst viele Orte und Unorte im Kiez während des Festivals zu bespielen und einzubinden“, so Ludger Lemper, Mitbegründer der KulturMarktHalle e.V. und künstlerischer Leiter des Festivals. So kommt es, dass etwa das benachbarte Einkaufszentrum kurzerhand zur Bühne für eine Tanzintervention der Harake Dance Company umfunktioniert wird.
„Wir wollen uns den Ängsten stellen, herausfinden, was uns Mut macht und wie wir weiterhin als Individuen und als Gesellschaft – trotz Angst – offen bleiben können“, so Lemper weiter. Ein Weg gegen die Angst sind die abendlichen GuteNachtGeschichten am Feuer auf der Terasse der KulturMarktHalle.
In Kooperation mit dem Verein Erzählkunst e.V. erzählen Storyteller aus aller Welt Geschichten über Mut, Unverzagtheit und Courage. „Wir sollten uns häufiger fragen, was uns verbindet und Mut macht, um die Herausforderungen in unserem schönen Bezirk Pankow und darüber hinaus zu meistern. Daher freue ich mich sehr, dass mir die Schirmherrschaft für dieses Festival angeboten wurde“, so Sören Benn. Das komplette Programm findet sich hier.
Text: red