Hermannplatz
Bausenator Geisel will die Pläne für den Umbau vorantreiben. Bleibt die Bürgerbeteiligung dabei auf der Strecke? Bild: IMAGO/Stefan Zeitz

100 Tage – so viel Zeit hat Bausenator Andreas Geisel für die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Karstadtgebäude am Hermannplatz eingeplant. Ende März also könnten die Pläne für den Umbau des Gebäudes konkreter werden.

Zu wenig Zeit für eine wirkliche Bürgerbeteiligung? Das fragt sich nicht nur die Initiative Hermannplatz, die sich für einen denkmalgerechten und ökologisch sinnvollen Umbau einsetzt. Auch die Grünen-Abgeordnete Susanna Kahlefeld stellt sich und der zuständigen Senatsverwaltung diese Frage. Demnach sollen die Berliner in jeden Schritt der Erarbeitung eines Masterplans für das historische Kaufhaus einbezogen werden. Das angekündigte projektbegleitende Gremium gibt es aber noch nicht. „Der Arbeitsbeginn und der Zeitpunkt der Beendigung der Arbeiten konnten noch nicht bestimmt werden“, heißt es dazu vom Senat. Gleichzeitig kündigt er an, nach Ablauf der 100-Tages-Frist einen „Vorschlag für den weiteren Beteiligungs- und Informationsprozess zu erarbeiten“.

Sanierung des Rohbaus

Nach jahrelangen Diskussionen um einen möglichen Abriss und Neubau wurde letztlich entschieden, das Karstadtgebäude im Zuge der Neugestaltung zu entkernen und das Stahlbeton-Rohbauskelett zu sanieren. „Die Aufstockung des Gebäudes wird in innovativer Holzbauweise realisiert. Die identitätsstiftende Architektur des historischen Gebäudes, mit Ziegeln neu interpretiert von David Chipperfield, setzt neue Impulse für den Warenhausstandort“, erklärt der Eigentümer des Gebäudes, die Signa Holding. Dadurch sollen Lärm, Staubentwicklung sowie der Baustellenverkehr reduziert werden. Er will mit dem Projekt „positive Veränderungen für den Kiez ermöglichen“. Der Senat unterstützt die angepassten Pläne für das Kaufhaus.

Wenig Mitsprache befürchtet

Initiativen wie die „Initiative Hermannplatz“ befürchten durch den Umbau jedoch weiterhin eine Aufwertung des Areals als Wohnort und steigende Mieten für die Anwohnenden. Außerdem kritisieren sie die mangelnden Mitbestimmungsmöglichkeiten im bisherigen Planungsprozess sowie die mögliche Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans noch im Frühjahr. „Wenn das passieren sollte, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit in den weiteren Planungen für das Karstadtgebäude und den Hermannplatz keine mögliche Mitsprache geben – nicht auf Bezirksebene und schon gar nicht von uns als Nachbarinnen und Nachbarn und Menschen, die den Hermannplatz tagtäglich nutzen“, so die Befürchtung.

Signa plant bezahlbare Wohnungen

Zum Umbau des Gebäudeensembles gehören laut Signa auch die Schaffung von mehreren tausend Quadratmetern für bezahlbare Wohnungen in gemeinnütziger Trägerschaft, Platz für Künstlerateliers, Kitas und Räumlichkeiten für lokale Vereine sowie neue Fahrradabstellplätze.

Text: kr