Grundstein für 600 Wohnungen gelegt.

Je größer ein Wohnungsbauvorhaben, desto größer die Hoffnungen. Manchmal aber auch die Zweifel. Beides gilt für den Wohnpark St. Marien. Jetzt wurde auf dem Gelände der ehemaligen Frauenklinik nördlich vom Mariendorfer Weg der Grundstein für rund 600 Wohnungen, eine Kita und ein Familienzentrum gelegt. Es ist das umfangreichste Wohnungsbauprojekt im Bezirk.

Mit Tiefgarage

Derzeit werden die drei denkmalgeschützten Kerngebäude der ehemaligen Frauenklinik zwischen Mariendorfer Weg und Eschersheimer Straße saniert. An der Höhe der Denkmale sollen sich die Neubauten orientieren. Die einzige Ausnahme wird ein 21-geschossiger Wohnturm an der Ecke zur Eschersheimer Straße sein. Die Wohnfläche wird auf gut 50.000 Quadratmeter beziffert. Geplant sind außerdem 480 Tiefgaragenstellplätze. Bis zum Jahr 2018 soll alles fertig sein.

Frisch erstanden

Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sprach von einem „historischen Tag“. Wohnungsneubau sei „zentral für die wachsende Stadt, das gilt besonders für soziale Wohnprojekte“. Die Avila-Gruppe hatte mit ihrer Tochtergesellschaft Petruswerk, einer ehemaligen katholischen Wohnungsbaugesellschaft, das Areal Ende vergangenen Jahres von der britischen Comer Group erworben. Douglas Fernando, der Vorstandschef der Avila Projektmanagement GmbH, ließ allerdings offen, ob und wie viele günstige Wohnungen entstehen. „Unser Maßstab ist der Mietspiegel“, sagte er. Bei anderen Vorhaben, etwa bei 400 Wohnungen am Alten Schlachthof in Prenzlauer Berg, habe Avila eine ausgewogene Bewohnerstruktur erreicht: „Manche zahlen mehr, manche weniger.“ Die Avila-Gruppe hatte mit ihrer Tochtergesellschaft Petruswerk, einer ehemaligen katholischen Wohnungsbaugesellschaft, das Areal Ende vergangenen Jahres von der britischen Comer Group erworben. „Es liegen keine Hinweise vor, dass im Umfeld sozialräumliche Verdrängungsprozesse stattfinden“, heißt es in der Begründung des Bebauungsplans. Der Mietspiegel weise das Plangebiet überwiegend als „einfache Wohnlage“ aus. Damit „besteht keine Erforderlichkeit zur Festlegung von mietpreis- beziehungsweise belegungsgebundenem Wohnraum.“ Das Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung, um die soziale Mischung der Bevölkerungsstruktur zu erhalten, komme nicht zur Anwendung.

Die Kritiker

Vertreter der Opposition im Bezirksparlament bezweifeln, dass dort tatsächlich Wohnungen entstehen, die auch für sozial benachteiligte Menschen erschwinglich sind. „Das Bezirksamt hätte stärker darauf hinwirken müssen“, sagt Jochen Biedermann (Grüne). Belastbare Aussagen habe der Investor bislang nicht gemacht. „Eine Verpflichtung zu 250 günstigen Wohnungen wäre angemessen gewesen.“

Nils Michaelis, Bild: Avila