Er landete beim Wettbewerb ganz oben: Dachil Sado und seine Arbeit "traces of arid dust".
Er landete beim Wettbewerb ganz oben: Dachil Sado und seine Arbeit "traces of arid dust".

Der Neuköllner Kunstpreis würdigt das vielfältige kreative Schaffen im Bezirk. Jetzt wurden die diesjährigen Preisträger vorgestellt.

Der mit 3.000 Euro dotierte erste Preis ging an die Installation „traces of arid dust“ von Dachil Sado. Diese habe die Jury mit ihrer klugen und humorvollen Abstraktion des Politischen begeistert, wird mitgeteilt. „Indem der Künstler ein Alltagsobjekt aus dem Spannungsfeld von Gesellschaft, Migration und kulturellen Praktiken herausgreift und es zu einer selbstständigen Kreatur werden lässt, befreit er es von körperlichen Grenzen wie von Zuschreibungen und bringt es gestalterisch und performativ an einen anderen Ort.“

Die entstandene Kreatur kehre die Beziehung von Objekt und Subjekt um und bediene sich dabei auf kreative Weise des Körpers seines Erschaffers. Die Jury wertschätze besonders, wie der Künstler in Symbiose von Skulptur und Performance die weitere Bewegung des von ihm erschaffenen Wesens erforscht und in neue räumliche Kontexte transformiere.

Spurensuche in der Wegwerfgesellschaft

Den zweiten Preis belam Kyoco Taniyama für „Stone will flow, leaves will sink“. Die objektbezogene Arbeit beeindruckte die Jury mit ihrem Ansatz einer archäologischen Spurensuche in unserer Wegwerfgesellschaft. „Dabei überzeugt besonders die wertschätzende Art, mit der die Künstlerin die gefundenen Materialien in zarte Skulpturen einnehmender Schönheit umwandelt.“

Kyoco Taniyama kam mit „Stone will flow, leaves will sink“ auf den zweiten Platz. Bild: Nino Pušija

Und weiter: „Indem sie die vormalig nutzlosen Objekte neu zusammenfügt und unter einer strahlend glatten Hülle verbirgt, verhilft sie ihnen zu einem Mehrwert, der ihre ursprüngliche Bedeutung auflöst und den geradlinigen Prozess des Wegwerfens umkehrt in einen Zyklus aus Entstehen und Vergehen.

Die Jury würdige vor allem, auf welche ästhetische und poetische Weise die Künstlerin hierbei die Frage aufwirft, wer bestimmt, wann was wertvoll ist und was als Kulturerbe für die Zukunft aufgehoben wird.

Dekolonialer Diskurs

Den dritten Preis kann Médine Tidou für sich verbuchen. Ihr fotografisches Werk „Fallen Figures“ beziehe auf ganz eigene Weise Stellung zum hochaktuellen dekolonialen Diskurs in unserer Gesellschaft. „Lustvoll und mit spielerischer Leichtigkeit entwirft sie die selbstermächtigende Erzählung einer alternativen Welt.

Neuköllner Kunstpreis
Dritter Platz: Médine Tidou und „Fallen Figures“. Bild: Nino Pušija

Die Jury überzeugte dabei vor allem, wie die Künstlerin sich die Repräsentationshoheit
von Würdenträgern im öffentlichen Raum aneigne: Indem sie Skulpturen im Körnerpark
performativ transformiert und dabei spielerisch Macht- und Strukturverhältnisse umverteilt.

Für den diesjährigen Neuköllner Kunstpreis hatten sich nach Angaben der Initiatoren mehr als 170 Künstlerinnen und Künstler mit einem Wohnsitz oder Atelierstandort in Neukölln beworben. Sieben von ihnen wurden von einer fünfköpfigen Fachjury nominiert des Wegwerfens umkehrt in einen Zyklus
aus Entstehen und Vergehen.

Text: red/nm, Bild: Nino Pušija