Fast ein Jahr hat der Vermieter den Jugendnotdienst in Neukölln hingehalten. Ende Mai kam statt der versprochenen Vertragsverlängerung die Absage. Der Immobilienkonzern wollte das Gebäude offenbar in Eigentumswohnungen umwandeln. Doch nun die Erleichterung: Der Jugendnotdienst „Nogat 7“ darf bleiben.
Neuköllns Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) ist erleichtert über die Ankündigung der Adler Group, den Mietvertrag des Kinder- und Jugendnotdienstes in der Nogatstraße 7 zu verlängern. Liecke dazu: „Die Ankündigung der Adler Group ist ein ganz entscheidendes Signal, dass soziale Infrastruktur in dieser Stadt weiterhin ihren Platz hat. Der Eigentümer sieht den Erfolg und die Bedeutung des Jugendhilfeprojektes für den ganzen Bezirk und hat volle Unterstützung signalisiert.“
Ort der Unterstützung für sogenannte Systemsprenger
Das „Nogat 7“ wird somit auch in Zukunft ein Ort für Geborgenheit, Unterstützung und Hilfe für junge Menschen bleiben wie bisher – das hat der Vermieter schriftlich zugesichert. Darüber hinaus teilt die Adler Group mit, „dass einzig die formale Aufteilung des Objektes für eine teilweise Umwandlung in Eigentumswohnungen beantragt als auch vorgenommen wurde. Das gesamte Haus würde demnach nicht komplett umgewandelt.“
Der Verlust der Räume hätte für die Jugendhilfe laut Liecke in Neukölln eine enorme Krise bedeutet. „Jugendliche in einer Notsituation hätten dann nicht mehr untergebracht werden können. Das wäre eine große Katastrophe gewesen, zumal auch berlinweit solche Plätze fehlen.“ In der „Nogat 7“ kommen die Jugendlichen unter, die nirgendwo anders einen Platz finden, sogenannte Systemsprenger. Jugendliche, so erklärt Sozialpädagoge Weissbrod, mit sehr schwierigen Biographien. Sie hätten oft viel mitgemacht, beispielsweise Gewalt, Missbrauch oder Obdachlosigkeit.
Datum: 22. Juni 2021, Text: ast, Bild: IMAGO/Bihlmayerfotografie