Bedingungen für kleinste Taubenart werden immer schlechter


Wir wollen Ihnen in unserer Serie „Naturwesen des Jahres“ Vertreter aus der heimischen Fauna und Flora vorstellen, die vom Naturschutzbund
(NABU) als sogenannte „Jahreswesen“ auserkoren worden sind. Wir beginnen mit dem Vogel des Jahres: der Turteltaube.


Unsere kleinste heimische Taube steht für Glück, Liebe und Frieden. Ihr Gesang wirkt zarter, aber eintöniger als bei anderen Tauben und lässt sich gut von anderen Vogelstimmen unterscheiden. Ihr namensgebendes, fast schnurrendes, tiefes Gurren trägt sie ausdauernd und manchmal tonal wechselnd vor. Die Turteltaube hat eine rundliche Gestalt mit kleinem Kopf. Mit einer Körperlänge von 25 bis 28 Zentimetern und einer Flügelspannweite von 45 bis 50 Zentimetern ist sie jedoch kleiner und viel graziler als ihre Verwandtschaft. Ihre schlanken, spitz zulaufenden Flügel ermöglichen ihr einen schnellen Flug für den weiten Zugweg.

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Rötliche Augen

Am meisten fällt unser Jahresvogel durch sein farbenfrohes Gefieder auf. Vogelfreunde erkennen die Turteltaube gut an ihrem deutlich gestuften, dunklen Schwanz mit weißem Ende. Der Oberkopf und die äußeren Oberflügeldecken sind blaugrau, ihr Rücken und die inneren Oberflügeldecken hingegen rostbraun mit schwarzen Federmitten gefärbt. Die Halsseiten der Turteltaube ziert jeweils ein schwarz-weiß gestreifter Fleck. Kehle und Brust sind zart rötlich gefärbt. Ein deutlich rötlicher Lidring umrandet das Auge, welches orange bis rot leuchtet.

Flaches Nest

Zwischen Ende April und Mitte Mai kommen die Turteltauben in ihre Brutgebiete zurück und beginnen mit der Balz. Männchen und Weibchen versuchen, sich beim möglichen Partner ins rechte Licht zu rücken. Gefällt der Partnerin oder dem Partner die dargebotene „Flugschau“, baut das frischgebackene Pärchen ein flaches Nest aus Zweigen ins Gebüsch. Das Paar bleibt sich über die gesamte Brutsaison bis Ende August treu. Bis in den Juli hinein legt das Weibchen zweimal je zwei Eier, nur selten brüten die Tauben auch ein drittes Mal. Die Brutzeit dauert 13 bis 16 Tage. Nach dem Schlüpfen werden die jungen Küken 18 bis 23 Tage lang liebevoll von beiden Eltern umsorgt.

Ständige Bedrohung

Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern. Sie verbringen den überwiegenden Teil des Jahres auf dem Zug und im afrikanischen Überwinterungsgebiet. Was der kleinen Taube hierzulande fehlt, sind geeignete Lebensräume wie strukturreiche Wald- und Feldränder.

Besonders durch die industrielle Landwirtschaft haben sich die Bedingungen für die Turteltaube verschlechtert. Seit 1980 sind fast 90 Prozent ihrer Bestände in Deutschland verloren gegangen. Hinzu kommt die Bedrohung durch Jagd. Auf ihrem Weg ist allein in zehn EU-Staaten die Jagd auf sie legal. Bis zu zwei Millionen Exemplare kommen in Spanien, Griechenland oder Italien alljährlich zum Abschuss. Hinzu kommt die Wilderei: Die Organisation BirdLife International geht davon aus, dass jedes Jahr mehr als 600.000 Turteltauben im Mittelmeerraum getötet werden. Mehr Infos gibt es online.

Datum 14. März 2020 Text: M. Wolf  Bild: WikimediaCommons/Yuvalr