Der Weddinger Nettelbeckplatz soll umbenannt werden. Vom Weddinger Heimatverein kommt nun ein Vorschlag.
Seit vergangenem Jahr berät das Bezirksparlament über eine mögliche Umbenennung des Nettelbeckplatzes. Noch erinnert dieser an den ehemaligen Seefahrer und Kolonialpropagandisten Joachim Christian Nettelbeck, der sich auch am Sklavenhandel beteiligte.
Starke Frauen ehren
Der Weddinger Heimatverein hat nun einen Namensvorschlag beim Bezirksamt eingereicht. Demzufolge soll der Nettelbeckplatz in „Platz der unbesungenen Heldinnen“ umbenannt werden und drei Frauen ehren, die sich aktiv gegen die nationalsozialisitische Herrschaft eingesetzt haben.
Die drei Frauen, allesamt Weddingerinnen, nahmen während des Zweiten Weltkriegs jüdische Bekannte bei sich auf und bewahrten diese so vor der Deportation. Für ihren Mut wurden sie unter anderem postum als Gerechte unter den Völkern, ein Ehrentitel für nichtjüdische Einzelpersonen, die unter nationalsozialistischer Herrschaft ihr Leben einsetzten, um Juden vor der Ermordung zu retten, ausgezeichnet.
Unauffällige Gedenktafeln
Konkret sollen mit Stelen und der Umbenennung des Platzes Marie Burde, Elise Garzke-Israelowicz und Stephanie Hüllenhagen geehrt werden. „Die drei Frauen wurden teilweise mit Gedenktafeln geehrt, die oftmals kaum wahrnehmbar sind und erhielten ihre größte Ehrung in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern. Wäre es nicht wichtig, eine ebenso herausragende Ehrung in ihrem Heimatgebiet über 75 Jahre nach Ende der NS-Diktatur zu vollziehen?“, fragt der Weddinger Heimatverein in einem Offenen Brief an das Bezirksamt.
Im vergangenen Dezember wurden nach jahrelanger Planungszeit zwei Straßen im Afrikanischen Viertel umbenannt, die zuvor ebenfalls an Täter eines Kolonialregimes erinnerten.
Text: kr