Den Verjüngungseffekt durch einen Corona-bedingten Babyboom wird es laut Experte nicht geben. Doch auch so ist Berlin jünger als der Durchschnittsdeutsche. 

Den Verjüngungseffekt durch einen Corona-bedingten Babyboom wird es laut unserem Experten nicht geben. Doch auch so ist Berlin jünger als der Durchschnittsdeutsche. 

Am Anfang von Corona wurde von Demografen etwas voreilig ein Trend ausgemacht: Die Rede war von einem regelrechten Babyboom, der angeblich ins Haus stand. Nun aber wissen die Experten, dass in einer solchen Krisen-Situation vor allem das Familienleben und die Zufriedenheit leiden. So werde es wohl eher eine Steigerung der Scheidungs- und Trennungs-, denn der Geburtenzahlen geben, wie die Berliner Soziologin Michaele Kreyenfeld in der Berliner Zeitung erklärte. Die Hauptstadt wird also keinen Verjüngungseffekt dank Corona erleben. Muss sie eigentlich auch nicht, denn schon jetzt ist der Berliner mit 42,7 Jahren gut eineinhalb Jahre jünger als der Durchschnittsdeutsche (44,7 Jahre).

Unterste Altersklassen

Dabei gibt es ziemlich deutliche Unterschiede nicht nur zwischen Innenstadt und Stadtrandlagen. Höchst interessante Ergebnisse ergibt die Betrachtung der einzelnen Berliner Bezirke, wenn die Struktur der jeweiligen Altersklasse beleuchtet wird. Blickt man zunächst auf die beiden untersten Altersklassen (null bis sechs und sechs bis 18 Jahre), ergab sich 2018 für ganz Berlin in Summe ein Anteil von 15,9 Prozent. Überdurchschnittliche Anteile zeigten sich vor allem in Pankow, Marzahn-Hellersdorf, Spandau und Reinickendorf. Diese Bezirke weisen hohe Anteile an Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Geschosswohnungsbau der 1960er- bis 1980er-Jahre auf. In diesen beiden Strukturen lassen sich überdurchschnittlich hohe Anteile an unter 18-Jährigen feststellen. Im Vergleich hierzu waren die zwei jüngsten Altersgruppen in Bezirken mit wenigen Ein- und Zweifamilienhäusern wie Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte unterrepräsentiert.

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Anspruchsvolle Jugend

Die 18- bis 30-Jährigen suchen hingegen überwiegend Wohnraum in den Innenstadtbezirken mit guter Infrastruktur und einem breit gefächerten Angebot. Dementsprechend lagen die Anteile in Mitte (20,9 Prozent), Friedrichshain-Kreuzberg (18,4) und Neukölln (16.4) über dem Berliner Durchschnitt von 15,1 Prozent. Unterdurchschnittliche Anteile wurden in den Randbezirken, am niedrigsten in Marzahn-Hellersdorf (12), Steglitz-Zehlendorf (12,8) und Treptow-Köpenick (12,9) registriert.

Erwachsene Hälfte

Die Personen im Alter von 30 bis unter 65 Jahren machten genau die Hälfte der Berliner Bevölkerung aus. In den meisten Bezirken entsprach der Anteil dieser Altersgruppe annähernd dem gesamtstädtischen Wert. Überdurchschnittliche Anteile zeigten sich in Friedrichshain-Kreuzberg (56,4) und Pankow (54,5), während unterdurchschnittliche Anteile in Spandau (46,2 ), Steglitz-Zehlendorf (45,9) und Reinickendorf (45,6) zu verzeichnen waren. Einwohner, die 65 Jahre oder älter sind, wohnten 2018 vor allem in Steglitz-Zehlendorf (25,8), Reinickendorf (23,6) und Charlottenburg-Wilmersdorf (23,4), während berlinweit rund 19,1 Prozent der Einwohner in diese Alterskategorie fielen. Unterrepräsentiert war sie vor allem in Friedrichshain-Kreuzberg (10), gefolgt von Mitte (12,7) und Pankow (14,9).

Älteste Bezirke

Das Durchschnittsalter in den Bezirken unterstützt die ausdifferenzierte Altersstruktur. Die jüngsten Bezirke waren 2018 Friedrichshain-Kreuzberg (38,1 Jahre), Mitte (38,9 Jahre) und Pankow (40,8 Jahre). Im Vergleich hierzu wurden in Reinickendorf, Treptow-Köpenick (beide 44,7) sowie Charlottenburg-Wilmersdorf (45,6) und Steglitz-Zehlendorf (46,3) höhere Durchschnittsalter als gesamtstädtisch erfasst. Der Bezirk, der fast idealtypisch Berliner Verhältnisse widerspiegelt, ist Lichtenberg mit einem um 0,2 Prozentpunkte niedrigeren Durchschnittsalter.

Quelle: IBB-Wohnungsmarktbericht 2019

Datum: 28. Mai 2020, Text: Manfred Wolf, Bild: iStock/Getty Images Plus/lewkmiller