Im Kampf gegen die Pandemie will der Senat vor allem medizinisches Personal verstärkt auf Corona testen lassen. In Schulen, Kitas und Pflegeheimen soll es Stichproben geben.
Künftig soll in Berlin mehr auf Corona getestet werden. Und zwar auch dann, wenn keinerlei Symptome vorliegen. Der Senat hat vergangene Woche angekündigt, dass im Rahmen der neuen Covid-19-Teststrategie beispielsweise medizinisches Personal in Krankenhäusern mindestens einmal in der Woche untersucht werden soll. In anderen Bereichen sind demnach Test-Stichproben vorgesehen. Das gilt etwa für Schulen, Kitas, Pflegeheime, die Polizei und die Feuerwehr. Wie genau die Stichproben aussehen sollen, wird in den kommenden Wochen erarbeitet. Zudem soll in Gebieten mit erhöhtem Verbreitungsrisiko getestet werden. Dazu zählen zum Beispiel gastronomische Betriebe und Haftanstalten.
Ungenutzte Kapazitäten
„Flächendeckende Testungen“ seien nicht geplant, so der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). Jeden Berliner und jede Berlinerin zu testen „macht keinen Sinn“, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) einem RBB-Bericht zufolge. Stattdessen sollen die Tests auf freiwilliger Teilnahme basieren. Die acht Corona-Untersuchungsstellen des Landes sollen zu „Teststellen“ werden, in denen man sich melden kann.
Dazu zählen der Charité Campus Virchow-Klinikum im Wedding, das Vivantes Klinikum Prenzlauer Berg, das Vivantes Wenckebach-Klinikum in Tempelhof, das Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, die DRK Kliniken Berlin Köpenick und das Corona-Abstrich-Zentrum in Neukölln. Hinzu kommen das Corona-Testzentrum auf dem Zentralen Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm und das Drive-by im Gesundheitsamt Reinickendorf. Die derzeit nicht einmal zur Hälfte ausgelasteten Testkapazitäten in Berlin sollen laut Kalayci stärker ausgenutzt werden. „Wir wollen mehr positive Menschen rausfischen“, sagte sie. Derzeit könnten in Berlin 58.200 Tests pro Woche durchgeführt werden, doch die Auslastung liege bei gerade einmal 36 Prozent.
Umstrittener Kurs
Virologen haben immer wieder darauf hingewiesen, dass eine möglichst große Anzahl an Corona-Tests zu den wirksamsten Methoden im Kampf gegen die Pandemie zähle. Die neue Covid-19-Teststrategie des Senats basiert auf einem von der Charité-Universitätsmedizin Berlin erarbeiteten Konzept und verfolgt das grundlegende Ziel einer Erhaltung beziehungsweise Wiederherstellung der Gesundheit und des öffentlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens.
Um das Konzept umzusetzen, hat der Senat eine Steuerungsgruppe und mehrere Arbeitsgruppen eingesetzt. Die Beteiligung der Bezirke erfolgt durch Gesundheitsstadträte und Amtsärzte. Zuletzt hatte es Streit zwischen Kalayci und den Amtsärzten gegeben. Diese hatten sich dagegen ausgesprochen, Menschen ohne Symptome zu testen. In einem offenen Brief kritisierten sie die neue „Corona-Ampel“. Mit dieser will der Senat einen unerwartet hohen Anstieg von Neuinfektionen verhindern.
Datum: 28. Mai 2020. Text: Redaktion/NM. Bild: imago images/teutopress