Die Weltzeituhr mit dem Weihnachtsmarkt und der Weihnachtspyramide. Foto: Martin Schwarz
Die Weltzeituhr mit dem Weihnachtsmarkt und der Weihnachtspyramide. Foto: Martin Schwarz

ERKUNDUNG Bei einem Spaziergang durch das Zentrum im Ostteil der Stadt atmet man viel Berliner Geschichte – und derzeit auch viel Glühweinduft

Eine Erkundung rund um den Alexanderplatz ist schwierig. Der Grund: Zu viel zu sehen, zu viele bedeutsame historische Gemäuer. Lassen Sie uns also einen Spaziergang durch das Zentrums des Ostens mit Glühwein und Shopping verbinden.


Wir starten dort, wo sich seit Generationen Menschen verabreden: an der Weltzeituhr. 1969 wurde die zehn Meter hohe Uhr hier aufgestellt, seit 2015 steht sie unter Denkmalschutz. Und sie kann von Glück reden, nicht von dem dortigen Weihnachtsmarkt (bis 26.12.) vereinnahmt worden zu sein. Wir gehen am Markt rechts vorbei zur Alexanderstraße. Drüben, gegenüber vom Haus des Reisens mit seinem Relief „Der Mensch überwindet Zeit und Raum“ steht das Einkaufszentrum ­Alexa. Um der ­Alexanderstraße auszuweichen, bietet es sich an, das Alexa komplett zu durchschreiten. Am hinteren Ausgang rechts liegt eine Unterführung, dahinter die Littenstraße, benannt nach Hans Litten, dem 1938 von den Nazis ermordeten Anwalt.

Alte Mauern

Hier wird es jetzt sehr historisch, stößt man doch auf Überreste der alten Berliner Stadtmauer – und da gehen einzelne Feldsteine wohl bis ins Jahr 1250 zurück. Weiter hinten in der Waisenstraße befindet sich die Gaststätte „Zur letzten Distanz“, und das seit 1924. Nördlich gegenüber vom Amtsgericht Mitte: die eindrucksvolle Ruine der Franziskaner Klosterkirche, erbaut Ende des 13. Jahrhunderts. Daneben stehen einige Bronzestatuen wie die „Piéta“ von Jürgen Pansow.

Wir erreichen die ­Grunerstraße, die wir an einer Ampel überqueren. Durch die Rathauspassagen kommen wir zur Rathausstraße mit einem Weihnachtsmarkt (bis 30.12.). Links: das Rote Rathaus, Sitz des Regierenden Bürgermeisters, neu erbaut von 1861 bis 1870, zuvor stand hier das Alte Rathaus. Hinter der Spandauer Straße liegt das Terrain des Marx-Engels-Forums; das ist aber eingezäunt, sodass man das Denkmal für Karl Marx und Friedrich Engels nur von weitem sehen kann.

Wir betreten links die schmale Poststraße und damit das Nikolaiviertel. Dies hier ist das älteste Siedlungsgebiet Berlins, das im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde. Dennoch lohnt sich eine Besichtigung des von 1980 bis 1987 wiederaufgebauten Kiezes mit der Nikolaikirche inklusive Museum, dem Knoblauchhaus, der Büste von Heinrich Zille – und dem kleinen Weihnachtsmarkt (bis 1.1., 24.12. geschlossen), der sich dem Filmklassiker „Die Feuerzangenbowle“ von 1944 verschrieben hat, mit Filmvorführungen und kulinarischen Ständen.

Über die Probststraße und am Zille-Museum vorbei erreichen wir die Spree und über die Rathausbrücke das Humboldt Forum. Viele Museen sind in dem umstrittenen Neubau beheimatet – sowie ein weiterer Weihnachtsmarkt (bis 4.1.) im Innenhof und gegenüber vom Lustgarten. Diese Fläche ist bei Touristen beliebt, hat man doch einen guten Blick auf das Zeughaus, den Berliner Dom und das Alte Museum mit seinem steinernen Brunnen davor. Hinten rechts: der Kolonnadenhof mit der Alten Nationalgalerie.

Wir überqueren die Friedrichbrücke und gelangen über die Anna-Louisa-Karsch-Straße zur Rosenstraße. Rechts: das Denkmal für die Frauen der Rosen­straße. Hier fanden Anfang 1943 die größte spontane Protestdemonstration während der Nazizeit statt. „Arische“ Frauen verlangten die Freilassung ­ihrer jüdischen Ehepartner – mit Erfolg: die meisten der hier in der Rosenstraße inhaftierten Juden wurden freigelassen. Margarethe von Trotta verfilmte die Ereignisse 2003 in ihrem Film „Rosenstraße“.

Hinter der Karl-Liebknecht-Straße steht die St. Marienkirche. Sie ist als Rats-, Stadt- und Bischofskirche die älteste noch sakral genutzte städtische Pfarrkirche Berlins. Erste urkundliche Erwähnung: 3. ­Januar 1292, (täglich von 10 bis 18 Uhr, (www.marienkirche-berlin.de). Vorbei am Wahrzeichen Fernsehturm, mit seinen 368 Metern immer noch das höchste ­Gebäude Deutschlands, erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt. Für die vier Kilometer lange Strecke sollte man um die 1,5 Stunden einplanen – oder eben viel mehr, weil es so viel zu entdecken gibt.

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