Am heutigen Donnerstag wurden auf dem Vorplatz am Lichtenberger Rathaus in der Möllendorffstraße vier ganz besondere Parkbänke eingeweiht, die aus den  europäischen Partnerstädten des Bezirks im Rahmen des Kunst-am-Bau-Projekts „Versitzstücke“ hierher gereist sind.

Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) übergab die Bänke zusammen mit Ideengeber und Künstler Robert Patz und der Beauftragten für Städtepartnerschaften des Bezirksamtes Lichtenberg, Annegret Sachadä, offiziell der Öffentlichkeit. Im Gegenzug werden aus Lichtenberg am Ende des Austauschs sieben Parkbänke, Modell „Alt Berlin“, aus dem Lichtenberger Rathauspark in die Welt reisen. Alle Bänke erhalten jeweils eine Plakette, die auf den Ursprungsort der Bank und die Projekt-Website www.berlin.de/versitzstuecke verweist.

Europareise mit Bankentausch

Im Sommer 2021 reiste das Projektteam zu den Bankübergaben nach Jurbarkas in Litauen, Warschau-Bialoleka sowie Hajnówka in Polen und Wien-Margareten in Österreich, um dort die Lichtenberger Bänke gegen Stücke vor Ort zu tauschen. “Eine echte Europatour haben wir auf diese Weise zurück gelegt”, sagt Künstler Robert Patz, der für dieses Projekt nach einer Wettbewerbsausschreibung aus dem Senatstopf “Kunst am Bau” mit einem Gesamtbudget von 7.300 Euro ausgestattet worden war. Tausch-Bänke aus den Partnerstädten Hanoi und Maputo werden folgen.

Kaliningrad muss noch warten

Die Verhandlungen zum Bankentausch mit der Partnerstadt Kaliningrad haken noch etwas. “Die politische Großwetterlage zwischen Russland und Deutschland sorgt derzeit für Verzögerungen. In Russland werden auch kleine Dinge fast ausschließlich zentral über Moskau entschieden”, erläutert Bürgermeister Grunst den Stand der Dinge. Für alle drei noch zu erwartenden Bänke sei aber schon ein Platz vor dem Rathaus gefunden worden. Übrigens: Das Projekt wurde trotz Bedenken des Denkmalschutzes umgesetzt. Der forderte einen unverdeckten Blick auf die denkmalgeschützte Rathausfassade. Die Lösung dafür wurde gefunden – die Bänke stehen im genügenden Abstand zum Haus.

Schöne Details und nette Grüße verraten jetzt die originalen Bänke aus den schon Partnerstädten allen Passanten und Rathausbesuchern: Die Bank aus Jurbarkas stand dort am Busbahnhof schon zu Sowjetzeiten und trägt die mit Pinselstrich aufgetragene Schrift: „Immer habe ich die Reisenden begrüßt und verabschiedet. Jetzt war ich selbst unterwegs. Labas!“ Aus Wien-Margareten kommt die Regenbogenbank, die an das bunte, liberale Leben in dem dortigen Hauptstadtbezirk erinnert. Aus dem Kreis Hajnowka an der polnischen Grenze zu Weißrussland stammt die etwas rustrikalere und ländlichere Ausführung einer Parkbank und die stabile Normvariante einer Parbank grüßt mit einer Plakette aus der polnischen Haupstadt Warschau.

Einladung zum Austausch

Die Bänke verstehen sich als Stellvertreterinnen der entfernten Orte, ihrer Menschen und Atmosphären. Sie laden dazu ein, sich beim Verweilen gedanklich dorthin zu versetzen. Als benutzte Objekte, die Spuren ihres Gebrauchs tragen, sind sie „Versitzstücke“. Mit dem Projekt soll das städtepartnerschaftliche Engagement und der Austausch gestärkt und auch Denkanstöße gegeben werden, heißt es in der Objektbeschreibung des Lichtenberger Künstlers Robert Patz.

„Mit den Bänken haben wir ein schönes Zeugnis unserer Städtpartnerschaften direkt vor dem Rathaus. Sie laden ein zum Verweilen und zum gedanklichen Reisen an die Orte in der Welt, mit denen Lichtenberg besonders verbunden ist. Bänke sind Orte des Alltags und der Kommunikation. Sie sind also ein besonders passendes Symbol für Städtepartnerschaften auf kommunaler Ebene, die sehr nah dran sind an den Menschen in den jeweiligen Gemeinden“, findet Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke).

Gemeinsame Vielfalt

Für Künstler Robert Patz hatte das Projekt von Beginn an auch eine große Symbolik: „Schon die Reise zu den vier Lichtenberger Städtepartnern hat unendlich viele Momente der Begegnung geboten. Als Künstler*innen haben wir sehr viel gelernt und erfahren über die Partnerkommunen. Die Welt rückt zusammen in diesen Zeiten und die gegenseitige Zuneigung ist groß. Als Initiator hoffe ich, das Projekt drückt aus, worum es hier geht: Gemeinsam vielfältig sein.“

Mit echtem Nutzen

Nicht nur vielfätig, sondern auch besonders praktisch dürfte diese aus dem Senatstopf “Kunst am Bau” geförderte Maßnahme ausfallen. Oft genug warten Familien, Freunde und Angehörige schließlich vor dem Rathaus, weil sie das Hochzeitspaar, das aus dem Standesamt tritt, hier empfangen möchte – die Bänke laden endlich dazu ein, sich hinzusetzen, zu entspannen und abzuwarten.

Alle bereits installierten Bänke wurden im Boden fest verankert und werden dauerhaft auf dem Vorplatz des Lichtenberger Rathauses stehen bleiben.

Text.Red /Stefan Bartylla, Bild: Stefan Bartylla