17.12.2020, Berlin, GER - Schlauchschelle an einem Wasserhahn ist undicht. (Armatur, aussen, Aussenaufnahme, Berlin, Det
79 funktionierende Notwasserversorgungsstellen gibt es derzeit in Lichtenberg. Foto: IMAGO / Frank Sorg

Für einen echten Katastrophenfall mit Trinkwasserverseuchung ist der Bezirk Lichtenberg schlecht aufgestellt. Noch immer sind 12 der 91 vorhandenen Notbrunnen defekt. Darüber hinaus fehlen 56 weitere Brunnen, um die Bevölkerung im Katastrophenfall aus einem unabhängig geführten Leitungsnetz ausreichend mit Trinkwasser versorgen zu können. Eine Verbesserung dieser Situation ist nicht in Sicht: im neu aufgestellten Bezirkshaushalt fehlen die Posten für Reparatur und Neubohrung der Brunnen.

Mitte August hatte diese Warnung des Lichtenberger Katastrophen- und Zivilschutzes für Aufregung gesorgt: „Aufgrund einer möglichen bakteriellen Verunreinigung des Trinkwassers im Stadtteil Friedrichsfelde und Neu-Hohenschönhausen soll aus der Leitung entnommenes Trinkwasser, welches zum Verzehr bestimmt ist, bis auf Weiteres nur abgekocht Verwendung finden, um mögliche Magen- und Darmbeschwerden zu verhindern“

Alarmierendes Ergebnis

Trotz Entwarnung am Folgetag, war die Meldung Anlass genug, die Trinkwasserinfrastruktur des Bezirkes noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit alarmierendem Ergebnis. Für einen echten Katastrophenfall dieser Art ist Lichtenberg nicht gut aufgestellt. Noch immer sind 12 der 91 vorhandenen Notbrunnen defekt. Darüber hinaus fehlen 56 weitere Brunnen, um die Bevölkerung im Katastrophenfall aus einem unabhängig geführten Leitungsnetz ausreichend mit Trinkwasser versorgen zu können.

Die FDP-Fraktion im Bezirksparlament hatte im Rahmen der bezirklichen Haushaltsverhandlungen für die Jahre 2022 und 2023 beantragt, diese Defizite durch Reparaturen und Neubohrungen nachzubessern.

Eine Aufnahme der dafür notwendigen Kosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro in den kommenden Lichtenberger Bezirkshaushalt, wurde von der BVV jedoch mehrheitlich abgelehnt. „Die Kosten für den Bau neuer Notbrunnen muss der Senat übernhemen“, erläuterte eine Sprecherin des Lichjzternberg Bezirksamtes. Laut Angebn des Straßen- und Grünflächenamtes seien zudem die auch die Defekte der ausgefallenen Pimpen schnell und sehr kostngünstig behebbar.

Rechtzeitige Notfallvorsorge gefordert

Eine Entscheidung, die bei der Opposition zur rot-rot-grün-schwarzen Zählgemeinschaft kein Verständnis fand: „Durch die aktuelle weltpolitische Krisenlage wird die Aufmerksamkeit für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz erhöht. Daneben zeigen Vorfälle, wie die Verunreinigung des Trinkwassers mit Bakterien in Teilen Lichtenbergs vor genau einem Jahr, wie groß die Bedeutung einer rechtzeitigen Notfallvorsorge für die wachsende Bevölkerung von Lichtenberg ist“, erläuterte Rico Apitz, Vorsitzender der FDP-Fraktion die Beschlusssituation. Die Anlage neuer Notbrunnen durch Neubohrungen sei Senatssache, habe es in der Argumentation des Bezirksamtes geheißen, erläuterte Apiz gegenüber dem Abendblatt. Eine Anfrage beim Senat für die Bohrungen zu den neuen 56 Notbrunnen habe das Bezirksamt zumindest avisiert.


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„Das Geld muss im Interesse der Einwohner hier investiert werden. Die Bereitstellung von Notbrunnen hat eine hohe Priorität“, lautet das Fazit des FDP-Politikers. Die drastische Unterversorgung Lichtenbergs müsse so schnell wie möglich beseitigt werden.

Text: red / ylla