Kind malt Bild.
Die Kinder und Eltern hoffen auf eine baldige Lösung. Bild: iStock/Getty Images/romrodinkaPlus

Die Lichtenberger Kita „kinderleben“ aus dem Kaskelkiez muss wegen Eigenbedarfsanmeldung ihre Räumlichkeiten in diesem Frühjahr verlassen. Erzieherinnen und Eltern suchen verzweifelt nach einer neuen Bleibe.

„Aktuell haben wir nur noch 16 Kinder im Alter von eineinhalb bis zum Schuleintritt“, berichtet Erzieherin Kristin Radtke. Sie gründete vor 15 Jahren die Elterninitiativkita „kinderleben – kind erleben e.V.“ im Lichtenberger Kaskelkiez. „Wir trauen uns gar nicht, neue Kinder aufzunehmen, denn wir wissen ja nicht, ob wir nicht bald auf der Straße stehen.“

Büros statt Kinder

Vier Erzieherinnen arbeiten bei Kinderleben in Teilzeit und sind in den vergangenen zehn Jahren zu einer Familie zusammengewachsen. Mittlerweile können sie sich gar nicht mehr vorstellen, überhaupt in einer anderen Einrichtung zu arbeiten. „Wir haben alle ein weiteres Standbein und werden dann wohl darauf zurückgreifen“, sagt Radtke.

Im Frühjahr müssen sie aus den Räumlichkeiten in der Kaskelstraße raus. Die Kündigung kam schon im März des vergangenen Jahres. Die Vermieterin wollte die Kita eigentlich schon bis zum September loswerden. „Ich war in einer Schockstarre, als ich den Brief mit der Kündigung vor mir hatte“, sagt Svenja, Mutter eines Kindes. Und obwohl es einen akuten Mangel an Kitaplätzen gibt, der Kinderladen ein gemeinnütziger Verein ist und sie immer pünktlich Miete zahlen, gibt es kaum noch Hoffnung.

„Den Hof haben wir sogar aus eigener Kraft saniert – wie kann es sein, dass uns einfach so gekündigt werden kann? Wie kann es sein, dass dieses riesige Engagement von Eltern und Pädagoginnen auf so einer unsicheren und ungeschützten Basis aufgebaut ist?“, berichtet Svenja sichtlich bewegt.

Eine Kündigung dürfe aber nur einmal jährlich zum April ausgesprochen werden, nun müssen die Kinder und ihre Erzieherinnen im kommenden Frühjahr ausziehen. Statt fröhlich lachende Kinderstimmen wird es demnächst im Erdgeschoss in der Kaskelstraße Büros geben.

Wohnraum umwandeln

„Wir haben natürlich unsere Wunschvorstellungen, sind aber bereit, Abstriche zu machen“, sagt Kristin Radtke, die schon ihren eigenen Sohn hier zur Kita brachte. Sie hat als Erzieherin angefangen, als er in die Schule kam. Schon einmal beherbergten die Räumlichkeiten Kinder – zu DDR-Zeiten. Zwischendurch waren es dann auch schon einmal Büros und jetzt seit 15 Jahren wieder eine Kita.

„Wir stehen wirklich kurz vor dem Aus, uns schwinden auch langsam die Kräfte. Seit März kämpfen wir um unsere Kita. Wir geben noch nicht auf, aber wir sind erschöpft“, beschreibt Radtke die aktuelle Situation. Auch der Verein müsse rechtzeitig im Januar/Februar aufgelöst werden, für all das brauchen sie Zeit, die sie nicht haben. „Ohne die Eltern wäre all das hier längst vorbei. Sie leisten Großartiges.“ Sollte es keinen Ausweg geben, hat der Jugendamtsleiter des Bezirks immerhin zugesichert, die Eltern bei der Suche nach neuen Plätzen für ihre Kinder zu unterstützen. Die Kinder werden dann auf verschiedene Kitas verteilt.

Wenn sich die Kinderleben e.V. etwas zu Weihnachten wünschen dürfte, dann wären das circa 150 Quadratmeter Räumlichkeiten mit 120 Quadratmetern Außenfläche im Umkreis von zwei Kilometern.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer hat Kevin Hönicke (SPD) Stadtrat für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung in Lichtenberg schon gebracht. Er würde die Kita dabei unterstützen, Wohnraum in Gewerbe umwandeln zu lassen. So eröffnet sich ein neuer Markt für den Kinderladen. Das bringt immerhin ein bisschen neue Hoffnung.

Text: Helen Arnold