Seit Anfang Februar parkt immer montags ein mintgüner Lieferwagen hinterm Lichtenberger Rathaus. Aus der geöffneten Luke an der Bordwand duftet es stets lecker nach warmen Eintopf, Tomatensoße oder gekochten Kartoffeln. Im Innern des Truck-Koffers mit der Aufschrift “Mama & Sons” steht Koch Kenneth hinter der Theke und wartet auf seine besonders hungrige Klientel.
Im Auftrag der Caritas ist die Cateringfirma immer wochentags unterwegs, um warme Mahlzeiten an obdachlose Menschen auszugeben. Diese Aktion geht inzwischen ins dritte Jahr – der Standort am Lichtenberger Rathaus ist der neueste der fünf Ausgabestationen.
Problemloses Genehmigungsverfahren
“Die Caritas hatte sich im Rahmen der Weihnachts-Aktion mit Frank-Zander-Aktion an uns gewendet. Leider konnten wir im Dezember nicht gleich helfen. Das fand ich sehr traurig. Zur Fortsetzung der Aktion jetzt im Februar haben wir diesen Standort am Rathaus vorgeschlagen. Und den fand die Caritas auch gut”, erklärt Lichtenbergs Sozialstadtrat KEvin önicke (SPD).
Nah bei den Menschen
Nicht weit vom Rathaus entfernt befindet sich auch die S-Bahn-Brücke an der Frankfurter Allee, wo sich jetzt in den Wintermonaten viele Obdachlosen aufhalten. Das Genehmigungsverfahren für den Standort auf Rathausparkplatz sei naturgemäß einfach gewesen. “Wir befinden uns hier ja auf bezirkseigenem Grund”, so Hönicke. Mit Nutzungs-Konflikten rechne er hier nicht. “Hier kann jeder kommen, der will. Platz genug ist für die Essensausgabe in der Zeit von 14:30 Uhr bis 16 Uhr allemal vorhanden.”
Eine eigene Mission
Für Janis Gensch, einem der beiden Geschäftführer von Mama & Sons ist die Essensausgabe eine kleine Mission geworden. “Normalerweise wären wir auch in diesem Jahr mit unseren Trucks auf den Berliner Messen unterwegs gewesen. Grüne Woche, ITB undsoweiter.
Unsere Food-Trucks kann man auch für Firmenfeiern, Geburtstage und andere Party-Events buchen. Bekannt sind wir dabei für unsere mexikanische Küche: Burritos, Quesederias, und Nachos”, erklärt der Mama & Sons-Chef der bei der Lichtenberger Food-Truck-Premiere mit vor Ort ist.
Aktion mit vielen Gewinnern
Doch seit 2020 änderte sich auch für sein Unternehmen der Alltag grundlegend. “Keine Party, keine Messen – keine Snacks und keine Aufträge”, fasst Gensch die damalige Totalflaute zusammen. “Wir hatten volle Kühlhäuser und überhaupt keine Aufträge in den Büchern”, erklärt er. Weil man das Essen nicht wegwerfen wollte, gab es damals den ersten Kontakt mit der Caritas. “Die nahmen unsere Zutaten dankend an”, erklärt Gensch. In der Folge entstand die Idee, die Mama & Sons-Trucks für die Versorgung der Obdachlosen zu verwenden.
Krise auch bei der Caritas
“Alle unsere Tageseinrichtungen und Suppenküchen, die wir betrieben, waren ja auch vom Lockdown betroffen. Wir mussten plötzlich auf die Essensversorgung außerhalb der Räume umstellen”, berichtet auch Michael Haas-Busch von der Berliner Caritas, die in der Folge die Food-Trucks bestllten.
Allein beim kulinarischen Angebot mussten die Mama & Sons Köche nachregeln. Statt mittelamerikanischer Fast-Food-Küche wird jetzt oft nach Omas Rezepten gekocht. “Es gibt alles was schmeckt und die Leute auch satt macht: Kartoffelsuppe, Eintöpfe, Nudeln mit Tomaternsoße oder Bolognese. Dazu haben wir auch immer eine vegetarische Variante im Angebot. Und im Sommer sind Pellkartoffeln mit Quark der Renner”, erläutert Koch Kenneth Jungmann die wöchentliche Speisekarte des Foodtrucks, aus dem pro Station zwischen 100 bis 300 Portionen ausgegeben werden.
“Für unsere Leute hat dieser Jab eine sinnstiftende Aufgsabe, die wir hier erfüllen”, sagt Janis Gensch, der die Arbeit mit Obdachlosen in die eigene Unternehmensphilosophie auch nach Corona-Zeiten weiter einbinden will.
Was bleibt, ist nun noch das Problem, dass auch die neue Lichtenberger Food-Truck-Station von den obdachlosen Menschen gefunden angenommen wird. An Premierentag geschahg dies nur unter erschwerten Bedingungen: Das Obdachlosen-Camp unter der Brücke am Ringcenter war just an diesem Morgen vom Friedrichshain-Kreuzberger Ordnungsamt geräumt worden.
“Schon doof, irgendwie”, kommentierte der Lichtenberger Sozialstadtrat die Nachricht über das Vorgehen der Friedrichshainer Kollegen.
Hier der Food-Truck-Wochenplan. eingeladen zum kostenfreien Essen ist übrigens JEDER, der Hunger hat.
Montag 14.30 – 15.45 Uhr
Rathaus Lichtenberg
Möllendorffstraße 6 · 10367 Berlin
Parkplatz hinter dem Rathaus
Dienstag 14.30 – 15.45 Uhr
Bahnhofsmission am Ostbahnhof
Erich-Steinfurth-Straße
S-Bahnbogen 8 · 10243 Berlin
Mittwoch 14.30 – 15.45 Uhr
Zwölf-Apostel-Kirche,
An der Apostelkirche 1 · 10783 Berlin
Vorplatz
Donnerstag 14.30 – 15.45 Uhr
Alexanderplatz am Fernsehturm
Nähe Eingang Fernsehturm
Freitag 14.30 – 15.45 Uhr
Evas Haltestelle
Müllerstraße 126 · 13349 Berlin,
bzw. Einfahrt Kongostraße
Text: Stefan Bartylla, Bild: Stefan Bartylla