Dragoner-Areal: Gewerbetreibende fordern Planungssicherheit für das Gelände.

Nichts ist in Berlin so begehrt wie bezahlbarer Wohnraum. Das Dragoner-Areal in Kreuzberg ist einer der letzten Freiflächen, die dafür im Bezirk infrage kommen. Der Senat hat im vergangenen Jahr vorbereitende Untersuchungen für ein Sanierungsgebiet eingeleitet. Ein solches würde eine sozialverträgliche Entwicklung des Geländes begünstigen.

Große Erwartungen

Je länger sich die Entscheidung hinzieht, desto größer werden die Erwartungen. Zum Beispiel bei den Gewerbetreibenden, die um die Zukunft ihrer Standorte bangen. In einem offenen Brief haben sie mehr Transparenz gefordert. Ihr Vorwurf: Die angekündigten Kaufabsichten des Landes Berlin würden mehrere Monate zurückliegen, die Nutzer seien im Unklaren darüber, wie sich die Entwicklung auf dem Dragoner-Areal gestalten wird. Man brauche Planungssicherheit, um das für den Kiez wichtige Gewerbe zu erhalten. Auch sonst mehren sich Forderungen nach mehr Bürgerbeteiligung. Diese wird derzeit indes im Rahmen von Bürgerversammlungen gewährleistet, die die Planungen auf Senatsseite begleiten. Bis zum Mai erarbeitet der Senat unter Beteiligung der Anwohner eine integrierte Strategie für das Gebiet. Dabei sollen Entwicklungsziele und ein sozialverträgliches Rahmenkonzept mit Wohnen, Gewerbe und Kultur abgestimmt werden.„Wir haben hier schon eine relativ lange Geschichte von Dialogen, wir fangen nicht bei Null an“, sagt Udo Dittfurth von der Planergemeinschaft Kohlbrenner eG.

Am Ende entscheidet das Land Berlin, ob ein Sanierungsgebiet mit einer Rechtsverordnung förmlich festgesetzt werden soll oder ob andere städtebauliche Verfahren zum Einsatz kommen. In einem Sanierungsgebiet hätte der Bezirk zusätzliche rechtliche Steuerungsmöglichkeiten, zum Beispiel: besondere Genehmigungen für Baumaßnahmen, besondere Kontrolle von Kaufverträgen. Einig wissen sich Bezirk und Land in den Zielen, dass keine Hochhäuser gebaut werden sollen. Baudenkmäler sollen geschützt und ein Erhalt der Struktur der Gewerbehöfe geprüft werden. „Ziel ist die Entwicklung eines gemischten, urbanen Quartiers, das heißt eines Mischgebietes, mit überwiegendem Wohnanteil“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Der Anteil preiswerter Mietwohnungen soll bei 33 Prozent liegen und das Mietniveau unterhalb von 7,50 Euro pro Quadratmeter. Das Gebiet soll ausschließlich zum Mehringdamm hin entwickelt werden. Nicht jedem genügen diese Ankündigungen. „Diese Vorgaben lassen Spielraum für Interpretation und für Entwicklung“, so Dittfurth.

Verkauf gestoppt

Im vergangenen Jahr hatte der Bundesrat einen Verkauf des Dragoner-Areals im Höchstpreisverfahren gestoppt. Die Rückabwicklung des Verkaufes vom Bund an das Land ist allerdings noch nicht erfolgt. Den Zeitpunkt lässt das Bundesfinanzministerium offen.

Anne-Lydia Mühle / Bild: Archiv/Anne Langert