Die Synagoge am Fraenkelufer in Kreuzberg. Bild: IMAGO/Jürgen Ritter
Die Synagoge am Fraenkelufer in Kreuzberg. Bild: IMAGO/Jürgen Ritter

Vor 84 Jahren wurden auch in Kreuzberg Synagogen von den Nazis verwüstet. Zum Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 1938 finden an den Schauplätzen des Terrors Gedenkveranstaltungen statt.

Am 9. November, um 15 Uhr legen Vertreter von Bezirksamt und Bezirksverordnetenversammlung einen Kranz an der Synagoge am Fraenkelufer (Fraenkelufer 10) nieder. Dort ist auch ein stilles Gedenken geplant.

Um 16 Uhr beginnt eine Gedenkveranstaltung mit musikalischer Begleitung sowie einer Kranzniederlegung am Mahnmal „Blatt“, dem ehemaligen Standort der Synagoge an der Lindenstraße. Ort des Geschehens ist der Hof der Barmer, Axel-Springer-Straße 50

An den Gedenkveranstaltungen werden die Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) und der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Werner Heck (Grüne) teilnehmen, heißt es aus der Verwaltung.

Teil der Stadtgesellschaft

Herrmann: „Diese Orte sind zwei von vielen in Berlin, die uns schmerzlich daran erinnern, dass jüdisches Leben ein zentraler, vielerorts sichtbarer und selbstverständlicher Teil unserer Stadtgesellschaft war, und dass wir die Verbrechen der Shoah nie vergessen dürfen. Die Erinnerung verpflichtet uns zur Verantwortung, jetzt und in Zukunft, jeden Tag. Wir müssen rechten Umtrieben und Antisemitismus entschieden entgegentreten, mit zivilgesellschaftlicher Courage und mit den Mitteln des demokratischen Rechtsstaates.“

In der Nacht auf den 10. November 1938 setzten die Nationalsozialisten und ihre Anhänger Synagogen in Brand, zerstörten jüdische Geschäfte und Einrichtungen und misshandelten oder töteten jüdische Mitbürger. Dieses Datum gilt als Beginn der beispiellosen systematisch organisierten Gewalt, Ermordung und Entrechtung der europäischen Juden.

Auch in Friedrichshain und Kreuzberg wurden jüdische Einrichtungen geschändet und zerstört. Die Synagoge am Fraenkelufer wurde in Brand gesetzt und stark beschädigt. Sie wurde nur deshalb vor dem vollkommenden Ausbrennen bewahrt, weil die Flammen drohten auf die nahegelegene Schule überzugreifen.

Mahnmal statt Synagoge

Die Inneneinrichtung der Synagoge in der Lindenstraße wurde schwer beschädigt und das Gotteshaus im Anschluss von den Nationalsozialisten als Getreidespeicher missbraucht. Bei einem alliierten Luftangriff geriet die Synagoge in Brand und die Ruinen wurden schließlich 1956 abgerissen.

An ihrem Standort erinnert heute das Mahnmal „Blatt“ der israelischen Künstler und Architekten Zvi Hecker, Micha Ullmann und Eyal Weizman an den einstigen Grundriss der Synagoge. 

Text: red/nm