Soziales: Preiserhöhungen in Tierpark und Zoo treffen vor allem sozial Schwache.
Seit Februar haben Zoo und Tierpark ihr Preissystem verändert – vor allem sozial Schwache sind davon betroffen. Denn weil bisher getrennte Rabattgruppen zusammengelegt wurden, zahlen etwa Hartz-IV-Empfänger oder Schwerbehinderte im Vergleich zu den alten Preisen deutlich drauf. Nun formiert sich Widerstand.
Mächtige Preiserhöhung
„Aufgrund steigender Energie- und Personalkosten wurden die Ticketpreise moderat angeglichen“, erklärt Christiane Reiss von der Zoologischer Garten Berlin AG, die etwa den Zoo und den Tierpark betreibt. Seit 2010 habe man die Preise nicht verändert. Vor allem für sozial Schwache kommt die Angleichung aber knüppeldick: Sechs Euro zahlten Hartz-IV-Empfänger und Schwerbehinderte etwa bisher für ein Tagesticket im Tierpark, 6,50 Euro waren es im Zoo. Nun sind es neun, im Zoo sogar zehn Euro – eine Preissteigerung um bis zu 50 Prozent! Und auch junge Familien, die mit der „Babycard“ bisher ein Jahr lang für nur 20 Euro alleine oder 35 Euro zu zweit mit dem Nachwuchs im Tierpark umherstreifen konnten, sehen nun schwarz: Das attraktive Angebot wurde ebenfalls gestrichen. „Gerade für die Ärmsten und für junge Eltern wird der Besuch von Zoo und Tierpark damit unerschwinglich“, kritisiert Katrin Lompscher, die für Die Linke im Abgeordnetenhaus sitzt. Dort hat ihre Fraktion jüngst einen Antrag eingereicht, in dem der Senat aufgefordert wird, „im Gespräch mit der Geschäftsführung dafür zu sorgen, dass sowohl der Tierpark als auch der Zoo umgehend zu den bislang geltenden Rabattregelungen für BerlinPass-Berechtigte und zur BabyCard zurückkehren.“ Lompscher ist dabei hoffnungsvoll, dass der Antrag für ein Umdenken sorgen könne. „Es haben auch Vertreter der Koalition das Anliegen unterstützt und Gespräche nicht ausgeschlossen“, erklärt die Abgeordnete.
Ihre Partei kämpft trotzdem auch auf anderen Ebenen gegen die Preiserhöhungen. So zeichnet sich Normann Wolf, Mitarbeiter der Lichtenberger Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch für eine entsprechende Online-Petition verantwortlich und Lötzsch selbst rief kürzlich zu einer Demonstration vor dem Eingang des Tierparks auf. Geht man davon aus, dass die Besucherzahlen im Rabatt-Bereich trotz der Preiserhöhung konstant bleiben würden, könnte sich der Tierpark über Mehreinnahmen von gerade einmal 135.000 Euro freuen, meint Lötzsch und ergänzt: „Das steht in keinem Verhältnis zu den 45.000 Menschen, denen der Besuch jetzt erschwert wird oder die vielleicht sogar ganz ausgegrenzt werden.“ Und ihre Parteigenossin Lompscher glaubt, dass derartige Beträge „leicht durch einen weiteren Besucherzuwachs oder durch eine geringe Erhöhung der Zuwendung des Landes ausgeglichen werden“ können.
Preise vereinheitlichen
Bei Tierpark und Zoo argumentiert man allerdings nicht nur wirtschaftlich. Wir wollten das komplizierte Preissystem vereinfachen und eine Gleichbehandlung von Studenten, Azubis, Schülern, Erwerbslosen, ALG II-Empfängern und Schwerbehinderten schaffen“, berichtet Christiane Reiss. Die ersten drei Gruppen waren bisher in einer anderen Ermäßigungsstufe erfasst – und mussten seit jeher jene Preise zahlen, die nun arbeitslosen Zoobesuchern zu schaffen machen könnten.Zudem könnte sich die Preisreform für die Betreiber in anderer Hinsicht sehr wohl lohnen – denn statt teure Tagestickets zu kaufen, binden sich viele Besucher nun langfristig.. „Wir freuen uns, dass seit Einführung der günstigen Jahreskarten sich viele Berliner dafür entschieden haben und wir hier Zuwächse verzeichnen können“, sagt die Pressesprecherin.
Philip Aubreville / Bild: imago / Olaf wagner