Berlin (dpa) – Erst die Bestätigung im Amt, dann gleich markige Worte: Union Berlins Präsident Dirk Zingler hat mit seinem vehementen Plädoyer für eine Professionalisierung des Frauen-Fußballs auch die Bundesliga-Konkurrenz hart attackiert. «Jeder Fußballverein, der eine professionelle Mannschaft hat, ist in der Lage, seine weibliche Fußball-Mannschaft angemessen zu bezahlen», sagte der Club-Chef der Eisernen bei der Pressekonferenz zur Verkündung seiner nächsten Amtszeit.
«Wenn ich sehe und höre, dass selbst in der Bundesliga mit zwölf Mannschaften nur vier oder fünf gibt, die Frauen professionell bezahlen, ist es ein jämmerliches Armutszeugnis in Deutschland», wetterte Zingler. Der Unternehmer betonte, es ginge ihm nicht um «Gerechtigkeit» oder «Ideologie». Bei Union würden für das Frauen-Team Gehälter gezahlt, die sich am Markt orientieren. «Und das ist auch richtig», sagte Zingler.
Frauen-Fußball keine «Behindertensportart»
Aber: Es sei «einfach nicht richtig, den Frauen-Fußball als Behindertensportart zu behandeln und zu sagen, da müssen wir Extra-Programme fahren und Highlight-Spiele machen.» Das sei «dummes Zeug». Auch die Medien würden den Frauen-Fußball zu oft ignorieren, kritisierte der 60-Jährige.
Union hat für seine Frauen-Auswahl ein Jahr nach der Ankündigung, professionelle Strukturen zu schaffen, in dieser Saison als Zweitliga-Meister den Aufstieg in die Bundesliga geschafft.
Vier weitere Jahre Union-Chef
Zingler wurde am Montag vom Aufsichtsrat des Vereins für eine weitere Amtszeit bis 2029 als Präsident bestellt. Beim Bundesligisten aus dem Berliner Osten wird der Club-Chef vom Aufsichtsrat ernannt und nicht von den Mitgliedern gewählt. Zingler ist seit 2004 im höchsten Amt. «Ein wesentlicher Grund für unseren Erfolg ist diese Stabilität», sagte Zingler. «Volksnähe drückt sich nicht durch Jubelveranstaltungen aus», ergänzte der 60-Jährige zur Wahlprozedur.
Erstmals Frauen im Union-Präsidium
Das Union-Präsidium wird um zwei Personen auf sieben erweitert. Erstmals in der Club-Geschichte gehören diesem in der Geschäftsführerin der Stadion-AG und des Frauen-Teams, Katharina Kienemann und Jennifer Zietz, zwei Frauen an. Zudem ersetzt Medien-Direktor Christian Arbeit das langjährige Präsidiumsmitglied Jörg Hinze.
Unter Zingler stiegen die Eisernen mit ihrer Männermannschaft 2019 erstmals in die Bundesliga auf und spielten von 2021 bis 2024 dreimal im Europapokal. In den vergangenen beiden Spielzeiten wurde der Klassenerhalt im Saisonendspurt gesichert. Zingler bezeichnete dieses Abschneiden als zufriedenstellend. Der Verein bewege sich mit mehreren anderen Clubs wie zum Beispiel Mainz 05 oder dem FC Augsburg in einer Konkurrenzsituation um die Plätze 8 bis 15. Sich mit solchen Clubs zu messen sei «ehrenvoll» für Union.
Im Zentrum seines Wirkens in der nächsten Amtszeit steht für Zingler der Ausbau des Stadions an der Alten Försterei. Ob der Umbau 2026 beginnen kann, ist weiter offen. Es bedürfe einer sehr guten Koordinierung diverser Berliner Behörden. Auch der notwendige Umzug ins Olympiastadion müsse bedacht werden. Wo das Frauen-Team dann seine Bundesliga-Spiele absolvieren kann, konnte Zingler nicht sagen. Man müsse eine Spielstätte dafür in Berlin «ertüchtigen».