Museumsmitarbeiterinnen stehen vor der Ausstellung «Unser Mut. Juden in Europa 1945-48» im Dokumentationszentrum.
Museumsmitarbeiterinnen stehen vor der Ausstellung «Unser Mut. Juden in Europa 1945-48» im Dokumentationszentrum. Foto: Carsten Koall/dpa

Das lange umstrittene Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin präsentiert mit der Ausstellung „Unser Mut. Juden in Europa 1945-48“ erstmals seinen Bereich für Sonderausstellungen.

Das im Juni eröffnete Zentrum thematisiert damit vom 31. März an bis zum 30. September aus transnationalem Blickwinkel jüdische Nachkriegserfahrung von Flucht, Vertreibung, Selbstvergewisserung und Wiederaufbau.

Ausstellung „Unser Mut“

Bereits zu sehen ist die Dauerausstellung in dem für 63 Millionen Euro sanierten Gebäude nahe dem Potsdamer Platz mit mehr als 5000 Quadratmetern für ständige Ausstellung, Wechselpräsentationen, Lesesaal und Forschungsbereiche.

In der Dauerausstellung geht es in zwei Teilen um die Geschichte von Zwangsmigration bis heute sowie um Flucht und Vertreibung von Millionen Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Juden in Europa

Das Zentrum sieht sich als Teil einer neuen Erinnerungslandschaft. Über Jahre hinweg wurde teils erbittert debattiert, wie stark das Schicksal der deutschen Vertriebenen im Mittelpunkt stehen sollte.

Vor allem in Polen gab es Befürchtungen, die Deutschen könnten sich selbst zu Opfern machen und von ihrer Schuld in der Nazi-Zeit ablenken.


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Die erste Sonderausstellung ist eine Übernahme aus dem Jüdischen Museum Frankfurt. Die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Europa ist aus Sicht von Gundula Bavendamm, Direktorin des Zentrums, „insgesamt ein unterrepräsentiertes Kapitel der Zeitgeschichte“.

Die Ausstellung solle in Berlin einen Beitrag leisten, dass diese mehr Raum und mehr Sichtbarkeit bekomme, sagte Bavendamm am Dienstag.

Jüdische Gemeinde

Gegliedert ist die Ausstellung nach sieben Orten, mit denen die Verschiedenheit jüdischen Lebens von 1945 bis 1948 verdeutlicht wird.

Bia?ystok in Polen steht als Beispiel für ein Zentrum jüdischen Lebens, in dem nach Shoa und Kriegsende sowie mit beginnendem Kommunismus ein Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde scheiterte.

Dzier?oniów dagegen galt in den Jahren als «das polnische Jerusalem». Budapest wird gezeigt als «Stadt der Überlebenden», Bari in Italien als Transitort auf dem Weg nach Palästina.

Frühere Diskriminierung

In Ost-Berlin versuchten Juden in den Nachkriegsjahren, ein sozialistisches Gemeinwesen aufzubauen.

Die Ausstellung zeigt hier auch ein Beispiel, wie Zeichen früherer Diskriminierung gewendet werden sollten.

So gab es Davidsterne als Anstecknadeln zu kaufen, mit denen Mitglieder der Jüdischen Gemeinden ein neu entstehendes Selbstbewusstsein präsentieren können sollten.

Text: dpa/bb