Vorschau: Zwischen Einheitswippe und Elton John – kulturelle und andere Höhepunkte des neuen Jahres. Darauf können sich die Berliner 2023 freuen.
Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, was uns 2023 erwartet: Natürlich wird es weiter Krieg in der Ukraine, wird es die Energiekrise und ihre wirtschaftliche und sozialen Folgen geben. Wir werden mindestens noch einmal wählen gehen dürfen und mit hoher Wahrscheinlichkeit das nächste staubtrockene Jahr erleben. Junge Menschen werden sich weiter auf Straßen festkleben und Hertha BSC höchstwahrscheinlich gegen den Abstieg spielen. Während Letzteres wirklich reine Spekulation ist, gibt es 2023 jede Menge andere Ereignisse, auf die wir uns jetzt schon freuen dürfen.
Soziale Skulptur Einheitswippe
Wobei ausgerechnet beim Freiheits- und Einheitsdenkmal auf dem Platz vor dem Humboldtforum, das im Herbst dieses Jahres eingeweiht werden soll, die Meinungen auseinandergehen – aus finanziellen und aus inhaltlichen Gründen. Rund 17,2 Millionen Euro soll die vom Architekturbüro Milla & Partner geplante „soziale Skulptur“ kosten. Hinzu kommt der jährliche Unterhalt von geschätzten 200.000 Euro.
Für die einen rausgeschmissenes Geld, das man besser für Not leidende Menschen ausgegeben hätte. Für die anderen, wie den Theaterregisseur Günther Jeschonnek, das einzige Denkmal in Berlin, „das wirklich dezidiert an die deutsche Freiheits- und Einheitsgeschichte erinnert“.
Klar ist: Wenn die Schale, die sich tatsächlich immer zu jener Seite neigen soll, auf der gerade mehr Menschen verweilen, erst einmal steht, dann wird sie mit Sicherheit zum nächsten touristischen Anziehungspunkt im östlichen Stadtzentrum. Und da sich auch der Volksmund die „Einheitswippe“ längst angeeignet hat, dürfte ihrem Erfolg nichts mehr im Wege stehen.
Radikale Umbrüche
Vor dem Hintergrund der aktuellen Preußendebatte sticht ein Ereignis besonders hervor, das das gesamte Jahr über in der Stadt präsent sein wird, aber am 18. und 19. März seinen Höhepunkt erlebt. Zum Jubiläum der Märzrevolution von 1848 wird es ein Berliner Wochenende für die Demokratie geben.
Zur Erinnerung: 1848 wehte nach Paris und Wien wehte auch in Berlin ein revolutionärer Wind: Knapper Wohnraum, schlechte Arbeitsverhältnisse, Ausschluss großer Bevölkerungsteile von politischer Teilhabe und ein mehr als nur spürbares Gefälle zwischen Arm und Reich – all diese Probleme drängten sich den Berlinern auf.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann freuen Sie sich um so mehr auf ein vielfältiges Programm überall in der Stadt: Von Ausstellungen über interaktive Führungen bis hin zu künstlerischen Interventionen im Stadtraum werden die Berliner Barrikadenkämpfe vom März 1848 sowie ihre Akteure, Forderungen und bleibende Relevanz für unsere Demokratie ins Heute geholt.
Kunst für Alle
Von Ende Januar an gibt es in Berliner Abendblatt und Berliner Rundfunk 91,4 „Kunst für Alle“: Sechs Wochen lang stellen wir jene 60 Kunstwerke und Künstler vor, die von unserer Jury aus fast 600 Einreichungen ausgewählt wurden und mit einem Honorar bedacht worden sind. Am Ende unserer Kunstaktion werden zwölf glückliche Berliner mit ihren persönlichen Lieblingskunstwerken beschenkt, die für jeweils 2.000 Euro von ihren Schöpfern angekauft worden sind.
Dieser Übergang fällt mir jetzt schwer, aber er muss sein: Der derzeit teuerste zeitgenössische bildende Künstler, der in Dresden geborene Gerhard Richter, überlässt der Nationalgalerie Berlin 100 seiner Kunstwerke. Diese Dauerleihgaben – darunter so berühmte wie der Birkenau-Zyklus oder „4.900 Farben“ – sind ab 23. März in der Neuen Nationalgalerie zu sehen.
Angesagte Hotspots
Voraussichtlich im Frühjahr 2023 öffnet der Tower THF im westlichen Kopfgebäude des früheren Flughafens Tempelhof. Neben Ausstellungsräumen und Gastronomie ist der Tower mit beeindruckendem 360-Grad-Blick auf das Tempelhofer Feld und die umliegende Stadt ein Highlight. Die weitläufige Dachterrasse dürfte im nächsten Sommer zu einem angesagten Hotspot werden. Und im benachbarten Hangar 7 gibt es mit dem Alliierten-Museum schon bald die nächste Attraktion.
Das schwedische Fotografiemuseum Fotografiska eröffnet im Jahr 2023 auf 5.500 Quadratmetern im historischen Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger Straße in Mitte seine Berliner Dependance. Mit herausragenden Fotoausstellungen und einem vielfältigen kulturellen Programm möchte sich das Haus als offenes Kulturzentrum in der Hauptstadt etablieren. Auch ein Restaurant ist geplant. Das Fotografiska Berlin wird neben den Museen in Stockholm, New York und Tallinn der vierte Ableger des Fotomuseums sein.
Weitere Highlights
Berlin lockt Jahr für Jahr nicht nur Millionen Touristen an, sondern auch jede Menge Prominenz. So etwa zur 73. Berlinale vom 16. bis 26. Februar mit Jury-Präsidentin Kristen Stewart („Twilight“, „Spencer“). Gleich zwei musikalische Legenden kommen nach Berlin, um Abschied zu nehmen: Am 8., 10. und 11. Mai Elton John auf seiner Farewell Yellow Brick Road Tour 2023 und am 28. Mai „The Prince of Darkness“ Ozzy Osbourne mit seiner „No More Tours 2“.
Und wer es eher klassisch mag: Startenor Andrea Bocelli wird am 19. Oktober die Herzen seiner Fans zum Schmelzen bringen (alle Konzerte in der Mercedes-Benz-Arena).
Text: Redaktion