Friedrich Merz von der CDU strahlt hinsichtlich des Gewinns seiner Partei bei der Bundestagswahl 2025. Bild: IMAGO / Achille Abboud
Friedrich Merz von der CDU strahlt hinsichtlich des Gewinns seiner Partei bei der Bundestagswahl 2025. Bild: IMAGO / Achille Abboud

Wochenlang hatten viele Fernsehduelle und Umfragen zur Wahl das Nachrichtengeschehen dominiert – das Ergebnis sorgt nun für Ernüchterung. Wir haben die ersten Reaktionen und einen möglichen weiteren Verlauf zusammengefasst.

Eine erfreuliche Nachricht zum Beginn: Die Wahlbeteiligung lag laut dem Institut Forschungsgruppe Wahlen e.V. dieses Jahr bei 83 Prozent im Vergleich zu 76,4 Prozent bei der Wahl 2021. Das ist die höchste Wahlbeteiligung seit 1987.

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Das Ergebnis hingegen ist für viele weniger erfreulich: Die SPD hat die historisch schlechteste Bilanz seit 1949 erreicht und verlor mit 16,41 Prozent der Stimmen 9 Prozentpunkte. Ganz im Gegensatz zur AfD, die ihren Anteil verdoppeln konnte, mit 20,8 Prozent ist sie die zweitstärkste Kraft des Wahlabends. Klarer Sieger ist die CDU/CSU mit 28,52 Prozent – dennoch liegt sie damit unter dem noch im Januar prognostizierten Ergebnis von über 30 Prozent. Dem Eigenanspruch von 30 Prozent konnte die Union damit auch nicht gerecht werden.

Grünen vergleichsweise stabil geblieben

Die Grünen sind mit einem Ergebnis von 11,61 Prozent im Vergleich zum Rest der Ampel-Parteien stabil geblieben. Während das BSW mit 4,97 und die FDP mit 4,33 Prozent den Einzug in den Bundestag verfehlt haben, überraschte die Linke mit einem Wahlergebnis von 8,77 Prozent. Vor wenigen Wochen noch hatte die Partei um die 5-Prozent-Hürde gebangt.

Der Einzug ins Parlament ist somit gesichert. Laut Tagesspiegel liegt dieser Überraschungserfolg auch an der von Merz losgetretenen Brandmauerdiskussion, wodurch die Linke klare Kante gegen rechts zeigte. Vor allem unter den 18-bis 34-Jährigen legte die Partei zu.

Die Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek zeigte sich in der „Tagesschau“ ekstatisch über den Erfolg ihrer Partei und versprach, die sozialen Themen anzugehen, mit denen sie im Wahlkampf für sich Werbung gemacht hatten. Olaf Scholz machte in Anbetracht der Verluste seiner Partei einen gefassten Eindruck: „Die Umfragen wurden und wurden nicht besser,“ resümierte er und sprach zusätzlich von einer „Wahlniederlage“.

Man müsse nun gemeinsam nach vorne gehen, so Scholz – bei den Koalitionsverhandlungen werde er aber nicht mehr Verhandlungsführer sein. CDU-Chef und wahrscheinlich baldiger Bundeskanzler Friedrich Merz sprach von einer großen Verantwortung, die aus dem Wahlsieg seiner Partei resultiere, derer er sich aber bewusst sei. Er versprach eine Regierungsbildung bis spätestens Ostern.

Große Verluste für die FDP

Alice Weidel spielte in ihrer Reaktion auf das Wahlergebnis der AfD auf eine Aussage des früheren Chefs Alexander Gauland an: „Wir werden die anderen jagen, dass sie vernünftige Politik für unser Land machen.“ Der ehemalige Spitzenkandidat hatte 2017 gesagt, die zukünftige Bundesregierung jagen zu wollen. Die Hand der AfD bleibe hinsichtlich Koalitionsverhandlungen zudem ausgestreckt, so Weidel.

BSW-Chefin Sarah Wagenknecht wolle weiterkämpfen, FDP-Chef Christian Lindner hingegen die aktive Politik verlassen. Auf X schrieb er von Dankbarkeit für intensive 25 Jahre. Robert Habeck von den Grünen zeigte sich resigniert: „Das muss man auch sagen, dass ich mehr wollte. Ich glaube, dass alle von mehr geträumt haben.“

Wie geht es nun weiter? Durch das Ausscheiden des BSW und einem Festhalten vonseiten Merz an einem Nicht-Koalieren mit der AfD, stehen die Chancen gut für ein Bündnis zwischen Union und SPD. Lars Klingbeil soll die Führung anstelle von Olaf Scholz übernehmen. Es bleibt spannend.

Text: Marie Ladstätter