Eine Kolumne von Ulf Teichert
Es gab einmal eine Zeit auf Berlins Straßen, da begannen Autofahrer zu bremsen, wenn die Ampel auf Gelb schaltete.
Bei Rot zu fahren, galt nicht nur als unschicklich, sondern war damals wie heute verboten.
Leider ist es nun so, dass Verbote aus der Mode zu kommen scheinen. Dass es immer mehr Mitmenschen gibt, für die Verbote eher eine Alternative beschreiben.
Volle Kreuzung
Diesen Umstand kann man heutzutage an jeder größeren Kreuzung in Berlin bestaunen.
Was mich wirklich ärgert, sind nicht die, die bei Rot über eine leere Kreuzung brettern. Irgendwann werden sie erwischt und dann wird‘s teuer.
Nein, mich regen all jene Autofahrer auf, die bei Rot noch auf eine volle Kreuzung rollen und mit ihrem Wagen den querenden Verkehr im wahrsten Sinne des Wortes ausbremsen.
Drei Typen
Von diesen Mitten-auf-der-Kreuzung-Steher gibt es drei Typen. Typ Nummer 1 tut ganz überrascht, dass es nicht weitergeht und versucht sich mit Gesten zu entschuldigen.
Nummer 2 starrt stur geradeaus und ignoriert das wilde Gehupe um ihn herum.
Am schlimmsten ist Typ Nummer 3. Der sitzt meist in mattlackierten, tiefergelegten und breitreifigen PS-Ungetümen und signalisiert allen, die ihn anhupen, dass sie das nächste Mal nicht ungeschoren davonkommen, sollten sie ihn in seiner Pracht und Herrlichkeit stören.
Für die Kollegen müsste es eigentlich sofort eine rote Karte geben. Aber wann haben Sie, liebe Leser, und ich das letzte Mal eine Verkehrskontrolle an einer Kreuzung erlebt?
Bild: privat/K. Großmüller