
Berlin (dpa/bb) – Ein 20-Jähriger steht nach mehreren Messerattacken vor dem Berliner Landgericht. Der Angeklagte soll mit Mittätern vier Männer verletzt haben, einer von ihnen schwebte demnach in Lebensgefahr. Ein 23-jähriges Opfer könne seine linke Hand voraussichtlich dauerhaft nicht mehr nutzen, heißt es in der Anklage. Ein 18-Jähriger könne wegen der Verletzungen drei Finger der linken Hand nicht mehr bewegen, ein 26-Jähriger habe kein Gefühl mehr im Daumen.
Die Anklage gegen den aus Afghanistan stammenden jungen Mann lautet auf gefährliche sowie schwere Körperverletzung. Das Gericht erteilte zu Prozessbeginn den Hinweis, dass im Fall des Angriffs auf einen 23-Jährigen bei einem Schuldspruch auch eine Verurteilung wegen versuchten Totschlags in Betracht komme. Die beiden Verteidiger erklärten, ihr Mandant werde sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern.
Jüngstes Opfer laut Anklage 14 Jahre alt
Zu den Messerattacken kam es laut Anklage zwischen dem 11. Oktober 2024 und dem 22. Februar 2025. Der 20-Jährige habe sich jeweils in Begleitung weiterer junger Männer befunden. Bei der ersten Tat auf dem Roedeliusplatz in Berlin-Lichtenberg seien zwei Jugendliche, 14 und 16 Jahre alt, zunächst mit Pfefferspray angegriffen worden. Der Angeklagte und weitere gesondert verfolgte Mittäter hätten die Opfer geschlagen und getreten. Ein Komplize habe den 14-Jährigen durch einen Stich in den Rücken verletzt.
Rund sechs Wochen später hätten der 20-Jährige und mindestens drei bislang unbekannte Mittäter «in Verletzungsabsicht» einen 23-Jährigen verfolgt, heißt es in der Anklage. Der 20-Jährige und einer der Komplizen hätten auf das Opfer eingestochen. Der 23-Jährige sei durch insgesamt sieben Einstiche unter anderem in den linken Arm und in den Oberkörper verletzt worden. Er wäre ohne umgehend erfolgte ärztliche Versorgung gestorben.
Zu den weiteren Taten sei es in Gesundbrunnen und Neukölln gekommen. Hintergründe seien noch unklar, hieß es am Rande der Verhandlung.
Der Angeklagte, der Angaben zufolge zuletzt keinen festen Wohnsitz in Deutschland hatte, wurde Ende April in Hessen festgenommen. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind bislang elf weitere Tage bis zum 15. Dezember terminiert.