Berlin (dpa/bb) – Mit der nächsten Erhöhung der Ticketpreise wird der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg voraussichtlich mehrere kritische Marken überspringen. Nach dpa-Informationen will der Aufsichtsrat des VBB heute eine Erhöhung um durchschnittlich sechs Prozent beschließen. Damit dürfte das Einzelticket in Berlin (AB) ab Januar erstmals mindestens 4,00 Euro kosten. Bislang sind es 3,80 Euro. In Potsdam könnte die Marke von 3,00 Euro übertroffen werden. Derzeit kostet das AB-Ticket dort 2,80 Euro.
Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass das Berliner Sozialticket teurer werden soll. Ab Januar soll es 27,50 Euro kosten, derzeit liegt der Preis bei 19 Euro. Der Preis wurde erst im April erhöht, davor war es für 9 Euro zu haben. Als das Ticket eingeführt wurde, kostete es schon mal 27,50 Euro.
VBB-Preisanstieg in vergangenen zehn Jahren höher als Inflation
Mit dem erneuten Anstieg wird sich der Einzelfahrausweis in Berlin innerhalb der vergangenen zehn Jahre um fast 50 Prozent verteuert haben. 2016 kostete das Ticket Berlin AB noch 2,70 Euro. 2024 waren es 3,50 Euro, seit Anfang des laufenden Jahres sind es 3,80 Euro. Sollte der Preis nun auf mindestens 4,00 Euro steigen, käme das Ticket auf einen Anstieg von 1,30 Euro in zehn Jahren – deutlich mehr als die Teuerung in diesem Zeitraum.
Hätte der VBB die Ticketpreise immer gemäß der allgemeinen Inflationsrate in Deutschland angepasst, würde der AB-Fahrschein etwa 3,50 Euro kosten. Die allgemeine Teuerung lag von Ende 2015 bis August 2025 bei rund 29 Prozent.
Allerdings verteuerten sich für den ÖPNV wichtige Güter in dieser Zeit stärker: Strom ist rund 38 Prozent teurer geworden, ebenso Kraft- und Schmierstoffe für Fahrzeuge. Für Personenbeförderung im Straßenverkehr (inklusive Taxifahrten und Fahrgemeinschaften) liegt die Inflation laut Statistischem Bundesamt zwischen Ende 2015 und August 2025 bei fast 35 Prozent.
In anderen Städten werden ähnliche Preise aufgerufen
Im Vergleich mit anderen großen Städten bewegen sich die Ticketpreise in Berlin auf ähnlichem Niveau: In Hamburg werden für einen vergleichbaren Fahrschein derzeit 3,90 Euro fällig – wer online kauft, erhält 7 Prozent Rabatt.
In München kostet das Ticket für die Zone M 4,10 Euro, in Köln liegt der Preis für ein Ticket für das Stadtgebiet bei 3,70 Euro. Ob auch in diesen Städten zum Jahreswechsel die Ticketpreise steigen, ist nicht bekannt.
Viele Wege werden mit dem Deutschlandticket unternommen
Neben Kostensteigerungen bei Energie und Personal dürfte auch das Deutschlandticket bei der Preiserhöhung eine Rolle spielen. Das bundesweit gültige ÖPNV-Abo kostet monatlich 58 Euro und ist von den angekündigten Preiserhöhungen des VBB nicht betroffen.
Die Einführung des Tickets hat bundesweit dazu geführt, dass die Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde weniger Geld einnehmen, weil das Deutschlandticket oft günstiger ist als die regionalen Monatskarten.
Bund und Länder wollen für diese Einnahmeausfälle aufkommen, die Finanzierung des Deutschlandtickets und die Verteilung des Geldes von Bund und Ländern sind aber seit der Einführung dauerhafte Streitthemen.
Ob auch das Deutschlandticket zum Jahreswechsel teurer wird, ist noch offen. Bei einer Konferenz der Verkehrsminister heute in München dürfte genau darüber diskutiert werden.