Cottbus/Senftenberg (dpa/bb) – Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) profitiert nach eigenen Angaben zusehends vom Strukturwandel. Nicht nur die Studienanfängerzahlen steigen, mehr und mehr zieht es auch junge Forschende wegen spannender Projekte in die Lausitz. Die Wissenschafts- und Lehreinrichtung versucht, Antworten auf drängende Fragen der Zeit zu finden – mit Erfolg. BTU-Präsidentin Gesine Grande sieht die Uni im Aufwind, obwohl die Konkurrenz mit anderen Einrichtungen groß ist.
Im begonnenen Wintersemester haben etwa 1700 neue Studierende an der Universität ihr Studium aufgenommen, nach Angaben der BTU gab es im Vergleich zum Vorjahr 800 zusätzliche Bewerbungen. Mit insgesamt etwa 7000 Studierenden ist die BTU die zweitgrößte Hochschule und die einzige Technische Universität in Brandenburg.
«Wir merken, dass die Strukturwandelprojekte jetzt Schritt für Schritt ins Laufen kommen», berichtet Grande. Mit Geldern aus dem Strukturstärkungsgesetz für den Wandel in der Lausitz gebe es mehr Möglichkeiten für die Spezialisierungen von Themen. Schon junge Wissenschaftler, die an die Uni kämen, könnten Anträge für Forschungsprojekte stellen. «Die Studierenden können an der BTU von Anfang an mitforschen», beschreibt die BTU-Präsidentin der dpa.
Energiewende, hybrides Fliegen, Baustoffe mit weniger CO2-Fußabdruck: Die Forschungsbereiche decken zentrale Fragen der Zukunft ab. So beschäftigt sich ein Energieinnovationszentrum (EIZ) mit der Problemstellung: Wie kann in Zukunft eine Energieversorgung so gestaltet werden, dass das Netz nicht zusammenbricht? Geforscht wird zudem daran, wie verschiedene Ebenen von Energieerzeugung, Transport und Speicherung zusammengebracht werden können. Das Zentrum soll dafür eine Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sein.
Auf dem Gebiet der Materialforschung und des Leichtbaus geht es unter anderem um die Frage: Wie kann man Wasserstoff sicher transportieren und wie können Rohstoffe verwendet werden, die einen geringen C02- Abdruck hinterlassen? Am Unistandort Senftenberg wird an Medikamenten der Zukunft geforscht, etwa an der Wirkung von Inhaltsstoffen aus der Spirulina-Alge auf Tumorzellen.
Die Uni sucht sich für ihre verschiedenen großen Forschungsprojekte häufig Partner. «Ich bin eine Verfechterin der Schwarmintelligenz», betont Grande. «Wir sind und bleiben eine relativ kleine Universität mit besonderer spezifischer Expertise». Mit Partnern wie der TU Dresden, der TU Berlin und außeruniversitären Forschungseinrichtungen habe die Uni ganz andere Chancen, erklärt sie. So könnten etwa große Verbundprojekte gemeinsam beantragt werden.
Seit diesem Semester ist noch ein ganz anderer Bereich hinzugekommen. In einem Lehramtsstudiengang werden am Standort Senftenberg Grundschul-Lehrkräfte ausgebildet. Dafür waren laut Grande besondere Anstrengungen nötig. Der Studiengang wurde in einer Rekordzeit von nur zehn Monaten errichtet – nicht nur zeitlich ein Novum in Deutschland, sondern auch inhaltlich aufgrund der engen Verzahnung von Lehre und Praxis, wie Brandenburgs Familienministerin Manja Schüle (SPD) betont. Das Land reagiert damit auf den Lehrermangel.