Berlin (dpa/bb) – Die Berliner CDU-Fraktion erntet Widerspruch für ihren Vorschlag, den U-Bahnhof Magdalenenstraße an der früheren Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg umzubenennen. Das auf dem Areal ansässige Stasimuseum wandte sich gegen den Vorstoß, den Bahnhof an der U5 künftig Campus der Demokratie zu nennen.
Die CDU-Fraktion hatte dies bei einer Klausurtagung vor gut einer Woche angeregt. Der Campus auf dem Gelände des weitläufigen ehemaligen Komplexes der DDR-Staatssicherheit sei ein zentraler Erinnerungs- und Lernort zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie ein bedeutender Standort für Demokratiebildung, hieß es zur Begründung.
CDU sieht gesamtdeutsche Bedeutung
«Mit der Umbenennung des U-Bahnhofs Magdalenenstraße in Campus für Demokratie wird dieser gesamtdeutschen Bedeutung Rechnung getragen und die Funktion des Ortes als Bildungs- und Begegnungszentrum für demokratische Werte stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt», so die CDU-Fraktion.
Kritik vom Museumsdirektor
Der Direktor des Stasimuseums, Sven Behrend, widersprach. Der Bahnhofsname Magdalenenstraße sei für viele Lichtenberger Teil der Stadtteil-Identität. Als ehemalige Stasi-Zentrale sei das Gelände mittlerweile weltberühmt. Die Magdalenenstraße sei darüber hinaus untrennbar verbunden mit dem bis 1989 dort ansässigen Stasi-Untersuchungsgefängnis, einem Symbol für Repression und politische Verfolgung.
Eine Umbenennung würde der Erinnerungsarbeit, die Vereine und Institutionen vor Ort seit Jahrzehnten leisteten, einen schlechten Dienst erweisen, meinte Behrend. Die Bezeichnung Campus für Demokratie werde dem Ort im Übrigen nicht gerecht, weil viele Fragen um das Projekt und um seine Zukunft offen seien.
Campus der Demokratie im Aufbau
Der Campus der Demokratie soll nach dem Willen von Bund, Land, Bezirk und anderen Beteiligten zu einem Ort der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, aber auch der Gegenwart und Zukunft entwickelt werden. Auf dem Gelände sind unter anderem bereits das Stasimuseum, Ausstellungen, das Stasi-Unterlagen-Archiv, das Archiv der DDR-Opposition und ein Besucherzentrum untergebracht. Es gibt auch Beratungs-, Veranstaltungs- und Informationsangebote verschiedener Akteure.