Berlin (dpa/bb) – Rund fünf Jahre nach der Entschlüsselung von Daten des Messengerdienstes Encrochat hat die Berliner Staatsanwaltschaft bislang in rund 250 Fällen Anklage erhoben. Insgesamt gab es mehr als 600 Verfahren bei der Behörde, wie ein Sprecher mitteilte. Zuvor hatte «Welt» berichtet.
In knapp 120 Fällen stellte die Behörde nach den Angaben die Ermittlungen ein, in der Regel mangels hinreichenden Tatverdachts. Derzeit sind noch 88 Verfahren offen.
Die Statistik bezieht sich laut Behörde ausschließlich auf Verfahren, nicht auf sogenannte Ermittlungskomplexe. Teils wurden im Verlauf auch einzelne Verfahren verbunden oder abgetrennt, was zu statistischen Abweichungen gegenüber etwa den Zahlen des Bundeskriminalamts führt.
Rund 1,6 Millionen Chatnachrichten allein in Berlin
Die Verschlüsselungssoftware Encrochat wurde von Kriminellen zur Abwicklung illegaler Geschäfte genutzt. Der Dienst galt wegen seiner aufwendigen Verschlüsselung als nicht zu knacken. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es jedoch im Frühjahr 2020, Millionen geheimer Daten abzuschöpfen. Dies führte zu zahlreichen Verhaftungen in ganz Europa. Polizei und Justiz kämpfen seitdem mit der Auswertung der Daten.
Nach früheren Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft landeten allein in der Hauptstadt rund 1,6 Millionen Chatnachrichten mit knapp 750 Nutzern. Vor dem Berliner Landgericht gibt es inzwischen regelmäßig Prozesse gegen Kriminelle, die vor allem Drogen- oder Waffengeschäfte über verschlüsselte Kryptohandys abwickelten.
Weitere Verfahren gibt es, nachdem die EU-Polizeibehörde Europol Ende 2020 die Verschlüsselung des Kommunikationssystems Sky ECC geknackt und viele Millionen Chat-Nachrichten von Nutzern aus der ganzen Welt gesichert hat.