Berlin (dpa) – Nach dem kurzfristigen Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin mit hohen Sicherheitsvorkehrungen kann in der Stadt wieder Alltag einkehren. «Der Arbeitsbesuch ist beendet. Alle dazu eingerichteten Straßensperrungen werden nun abgebaut und sämtliche Einschränkungen sind aufgehoben», teilte die Berliner Polizei am Abend auf der Plattform X mit. Die Verkehrsinformationszentrale teilte mit, dass die U5 wieder am U-Bahnhof Bundestag halte. Zuvor waren die Züge aus Sicherheitsgründen ohne Halt durch den Bahnhof gerollt.
Die Polizei hatte die Visite tagsüber mit umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Im Regierungsviertel wurden Spezialeinheiten mit Scharfschützen postiert, etwa auf dem Dach des Bundeskanzleramtes. Auf der Spree waren Boote der Polizei unterwegs, Beamte sicherten auf Jetski die Umgebung des Gebäudes. Unterstützt wurde die Berliner Polizei nach eigenen Angaben durch Einsatzkräfte aus Brandenburg, Thüringen, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen sowie die Bundespolizei.
Straßen und Fußwege waren im gesamten Parlaments- und Regierungsviertel zeitweise gesperrt. Auch im S-Bahn- und U-Bahnverkehr waren Behinderungen angekündigt worden, etwa kurzfristige Ausfälle und Verzögerungen. Rund um den Hauptstadtflughafen BER war das ähnlich.
Protestcamp musste umziehen
Im Regierungsviertel musste ein propalästinensisches Protestcamp für die Zeit des Staatsbesuchs umziehen. Wie die Polizei mitteilte, wurden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen gebeten, das Camp zu verlassen. Dem seien sie nachgekommen.
Die Polizei erfuhr nach eigenen Angaben erst kurzfristig von dem Staatsbesuch. «Dass das für die Polizei Berlin aufgrund der Kurzfristigkeit und der extremen Gefährdungsstufe des Staatsgastes natürlich eine echte Mammutaufgabe mit jeder Menge Maßnahmen darstellt, kann sich jeder denken», sagte der Berliner Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh. Er sprach von einem «Super-Gau». Angesichts der «global politischen Lage» sei die Kurzfristigkeit jedoch nachvollziehbar.
«Alles in den Dienst gerufen, was irgendwie verfügbar ist»
Für den ukrainischen Präsidenten gilt ebenso wie etwa für Regierungschefs aus den USA, Russland und Israel die höchste Sicherheitsstufe. Bei seinem Besuch im Mai waren nach Polizeiangaben rund 2.400 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Auch am Mittwoch waren Hunderte Beamte im Einsatz, konkrete Zahlen nannte die Polizei zunächst nicht. Laut Gewerkschaft wurde jedoch «alles in den Dienst gerufen, was irgendwie verfügbar ist».
Polizeisprecher Florian Nath erklärte: «Dank jahrelanger Erfahrung, klarer Strukturen, Abläufe und enger Zusammenarbeit mit anderen Polizeien der Länder und des Bundes sowie den beteiligten Bundesbehörden können wir auch bei kurzfristigen Terminen alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen zuverlässig umsetzen.»
Persönliche Teilnahme an Videoschalten
Selenskyj nahm in der Hauptstadt persönlich an den Videoschalten zum Alaska-Gipfel über die Zukunft seines Landes teil. Initiiert wurden die Schalten mit europäischen Staats- und Regierungschefs von Kanzler Friedrich Merz (CDU). Ziel war, eine gemeinsame Linie mit US-Präsident Donald Trump zu finden, bevor dieser am Freitag im US-Bundesstaat Alaska Kremlchef Wladimir Putin trifft.