Berlin (dpa/bb) – Ein 37-Jähriger, der einen Senior auf U-Bahn-Gleise gestoßen haben soll, steht wegen versuchten Mordes vor dem Berliner Landgericht. Er soll vor knapp einem Jahr einen damals 72-Jährigen am U-Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz unvermittelt von hinten attackiert haben. Der Senior habe schwere Verletzungen im Kopf- und Halsbereich erlitten und sei seitdem querschnittsgelähmt, so die Anklage. Der Verteidiger kündige zu Prozessbeginn an, sein Mandant werde sich zu einem späteren Zeitpunkt äußern.
Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich Anklage wegen schwerer Körperverletzung erhoben. Das Gericht allerdings wies in seinem Eröffnungsbeschluss auf eine mögliche Verurteilung wegen versuchten Mordes hin. Das Mordmerkmal der Heimtücke komme in Betracht.
Damals ein «sehr aktive» Rentner, nun im Rollstuhl
Der Senior wartete am 20. April 2024 gegen 20.20 Uhr auf die nächste Bahn, als er laut Anklage plötzlich gestoßen wurde. Bilder einer Überwachungskamera und Aussagen von Zeugen sollen einen Angriff von hinten belegen. Passanten konnten den Senior zurück auf den Bahnsteig ziehen. Er erlitt unter anderem mehrere Halswirbelfrakturen. Der damals «sehr aktive und reisefreudige Rentner» sei seitdem an einen Rollstuhl gefesselt, sagte sein Anwalt am Rande der Verhandlung. Er lebe derzeit in einer Pflegeeinrichtung.
Dem aus Albanien stammenden mutmaßlichen Täter wird in einer zweiten Anklage ein Angriff auf eine Passantin vorgeworfen. Er habe sich am 6. April 2024 der Frau in den Weg gestellt, sie geschlagen und getreten. Damals sei der Angeklagte alkoholisiert gewesen und habe zu seiner mutmaßlichen Attacke gegenüber der Polizei unter anderem geäußert, es habe ihm «Spaß gemacht», sagte eine Polizeibeamtin nun als erste Zeugin.
Der 37-Jährige, der nach seinen Angaben als Bauhelfer tätig war, wurde im Oktober in Berlin-Neukölln festgenommen. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind bislang vier weitere Verhandlungstage bis zum 12. Mai terminiert.