Ente, Rotkohl, Klöße schön angerichtet auf einem Teller. Im Hintergrund Kerzenschein.
"Wenn die Weihnachtsgans in diesem Jahr vegan ist, verzichte ich", sagt Heiner Harke. Bild: iStock/Getty Images Plus/lehcim

In der Kolumne „Schlager der Woche“ beschäftigen sich unsere Kollegen von Schlager Radio (in Berlin u.a. auf 106,0 UKW) mit dem aktuellen Stadtgeschehen.

Von Heiner Harke, Redakteur bei Schlager Radio (u.a. 106,0 UKW)

Ich hätte mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen können, dass die Gans an Weihnachten ganz und gar vom Tisch verschwindet. Früher war es bei uns so: Am ersten Feiertag kam die Familie jeden Mittag um eins zusammen.

Meine Mutter werkelte schon den ganzen Morgen in der Küche. Schmorte Rotkohl, formte Klöße und schob die Gans in den Ofen. Der herrliche Duft erfüllte unsere Wohnung. Zwischendurch kam ich in die Küche und lugte durch das Backofenfenster. Ich sah, wie die Haut des Tieres immer dunkler und knuspriger wurde.

Wer nimmt die Brust, wer die Keule?

Dann endlich war es soweit. Mit einem Glas Rotwein stieß meine Familie auf das Fest an. Mein Kirschsaft gab mir das Gefühl, bei den Großen mit dazu zu gehören. Dann der Höhepunkt: Meine Mutter fragte – wie jedes Jahr: „Wer will die Brust, wer die Keule?“ Ich war immer für beides zu haben. Ach, diese schönen Jahre.

Warum ich plötzlich wehmütig werde? Meine inzwischen in die Jahre gekommenen Eltern diskutierten mit mir neulich am Telefon, ob wir in diesem Jahr auf die Gans verzichten müssen. Der Preis sei schuld. Mittlerweile verlangen die Händler pro Kilo neun Euro, wenn die Gans aus dem Ausland kommt – doppelt so viel wie im vorigen Jahr. Gänse aus Deutschland kosten sogar 18 Euro pro Kilo.

Vegane Weihnachtsgans?

Scherzhaft fragte ich, ob wir in der Familie zusammenlegen sollen. Was witzig gemeint war, kam bei meinem Vater nicht so gut an. „Junge, jetzt, wo wir alle den Gürtel enger schnallen müssen, wird die Weihnachtsgans vegan sein.“ Ich wollte meinen Ohren nicht trauen. Eine vegane Weihnachtsgans? „Ja“, meinte mein Vater, „aus dem Fruchtfleisch der Jackfruit, Saitan und Kichererbsenmehl“.

„Gans“ ehrlich?! Ich denke, ich werde in diesem Jahr nur zu Rotkohl und Klößen greifen und auf den falschen Vogel verzichten.