Heimatforscher bittet Frohnauer um Informationen und historische Fotos.
Am Rande des Berliner Mauerwegs ist Mattias Salchow vom Verein der Heimatfreunde Hohen Neuendorf auf ein vergessenes Stück deutsche Geschichte gestoßen. Anfang April entdeckte er in der Nähe von Frohnau eine zugewachsene Zufahrtsstraße und alte Grundmauern. Nach ersten Nachforschungen war klar: Der Hobbyhistoriker hat Überreste eines Lagers aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Im Unterholz am Stolper Acker waren Fundamente, Trümmerstücke und Löcher im Boden zu sehen. Auch ein von Frohnau kommender Pfad sei von Betonstückchen übersät, berichtet Salchow.
Platz für 1.000 Zwangsarbeiter
Mittlerweile hat sich erwiesen, dass das NS-Regime in diesem Bereich ein Lager für ausländische Zwangsarbeiter unterhalten hat. Bis zu 1.000 Menschen hausten in Baracken, die man um 1936 für den Bau des nie entstandenen nördlichen Berliner Autobahnrings errichtet hatte. Die Zufahrt erfolgte über die Hennigsdorfer Straße (heute Neubrücker Straße).
Von 1945 bis 1948 waren dort französische Soldaten stationiert. Ein Torbogen trug die Aufschrift „Camp Kléber“. In der Folgezeit wurden alle Gebäude des verlassenen Lagers abgerissen und gesprengt, das am weitesten östlich stehende soll länger erhalten geblieben sein. Es diente als Informationsstelle für Westberliner Jugendliche, die sich für die FDJ der DDR interessierten. Wegen der Lage im Todesstreifen wurde alles dem Erdboden gleichgemacht.
Viele Fragen sind noch offen
Salchows Recherchen ziehen immer weitere Kreise. Er nahm Kontakt zum Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit auf, die Archäologische Denkmalpflege schaltete sich ein, die „Märkische Oderzeitung“ berichtete. Noch sind viele Fragen offen. Salchow bittet die Frohnauer um weitere Infos und historische Fotos. Sie können den Hohen Neuendorfer telefonisch und per Mail erreichen:
(03303) 40 23 26 (16 bis 18 Uhr)
matthias.salchow@googlemail.com
Datum: 7. Oktober 2020, Text: Nils Michaelis, Bild: Matthias Salchow