13 Mitarbeiter und Freunde des Reiseportals travelcircus.de organisierten eine Hilfskonvoi ins ukrainisch-polnische Grenzgebiet. Parellel dazu werden Wohnungen in Berlin gesucht.
Freitagnacht um drei Uhr war Startzeit für die 13 Mitarbeiter und Freunde des Berliner Reiseportals travelcircus.de. Doch bei dieser Aktion drehte es sich ausnahmsweise mal nicht um Klicks und Buchungen:
Hilfskonvoi für Ukraine
Die Navigationssysteme der elf Vans waren auf ein Ziel im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet programmiert. Selbst erteilter Auftrag: Hilfsgüter liefern, Flüchtlinge retten.
Medyka und Krakovits heißen die Städte in Polen und Liew in der Ukraine, wo man die in der Vorwoche in Berlin gesammelten Hilfsgüter liefern möchte.
Zehn Stunden Fahrtzeit pro Strecke hat das Team für die Tour eingeplant – fünf Stunden möchte man sich für die Aktionen vor Ort Zeit lassen. Für den Hinweg scheint dieser ambitionierte Zeitplan hinzuhauen.
Ambitionierter Plan
„Wir können die Hilfsgüter nun hier in Polen vor Ort in einem gesicherten Depot abgeben und vier Frauen und zehn Kinder ab Liew für die Rückfahrt an Bord nehmen“, meldet Bastian Böckenhüser Freitagvormittag um 11 Uhr.
Er ist einer der Geschäftsführer von Travelcircus und Aktionsleiter des Konvois. Der Plan: Acht Busse bleiben vorerst in Polen, drei fahren die 40 Kilometer in die Ukraine hinein, um die Flüchtlinge abzuholen.
Viele Freunde spendeten
„Wir liefern außerdem vier Vans voll mit Spendensachen für die Flüchtlings-Camps“, erklärt Böckenhüser. Medikamente, Spielsachen, Decken, Kleidung und Hygieneartikel seien in der vergangenen Woche durch beherztes Engagement im Freundeskreis zusammengekommen.
„Coole Arbeit haben dabei die Eltern und Schüler der Friedrichshainer Thalia-Schule geleistet. Die haben in den wenigen Tagen seit Kriegsbeginn einen Haufen nützlicher und guter Sachen gesammelt“, erklärt der Travelcircus-Chef.
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Rückreise geplant
Zwischen vier und sechs Uhr möchte man am Samstagmorgen wieder mit insgesamt 70 ukrainischen Mitfahrern hier in Berlin zurück sein. Das Geld für den Transport, die Van-Miete und den Sprit hat sein Unternehmen über Spendenaktionen im Internet zusammen bekommen.
„Mehr als 20.000 Euro haben uns Einzelpersonen und Unternehmen via Paypal gespendet. Allein der Autovermieter Sixt beteiligte sich mit der kostenlosen Bereitstellung von drei Transportern. Mit den Spenden können wir eine Menge erreichen“, sagt Böckenhüser.
Für die Transportaktion selbst hätte man alles mit diesem Geld regeln können. Auch ein kleines Startgeld in Höhe von 100 Euro pro Person sei im Budget ebenso drin wie die Kosten für die ersten Übernachtungen der Flüchtlinge in 30 Berliner Hotelzimmern.
Dauerhafte Bleiben gesucht
„Jetzt startet aber bereits die nächste Phase unserer Aktion: Wir müssen den Menschen dauerhafte Übernachtungs- und Wohnmöglichkeiten bieten. Da brauchen wir Support“, erklärt Böckenhüser, der nach der Pay-Pal-Sammelaktion eine eigene Hilfe-E-Mail-Adresse für die Flüchtlingshilfe eingerichtet hat.
“Unser Unternehmen ist spezialisiert auf Trips mit Eigenanreise-Anteil. Dadurch pflegen wir zahlreiche Kooperationen zu Hotels und Hostels im gesamten Bundesgebiet“, erzählt er.
Er wisse, dass viele diese Unterkünfte weit unter dem Vor-Corona-Niveaus ausgelastet sind. Da sehe man, so der travelcircus.de-Chef, eine Chance, um die Flüchtlinge gut unterbringen zu können und gleichzeitig auch den Hoteliers weiterhelfen zu können.
„Dafür brauchen wir aber finanzielle und auch tatkräftige Unterstützung“, so Böckenhüser.
Text: Stefan Bartylla, Bild: Screenshot