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Das Travelcircus-Team mit geflüchteten Frauen beim ersten Stopp auf polnischem Boden. Bild: privat

Das Team von Travelcircus holt mit Hilfskonvoi 70 Flüchtlinge aus dem ukrainischen Grenzgebiet nach Berlin

Am 4. März um 3 Uhr morgens war Startschuss für die 13 Mitarbeiter und Freunde des Berliner Reiseportals „travelcircus.de“. Startschuss für eine Aktion, bei der es ausnahmsweise nicht um Klicks und Buchungen ging. Die Navigationssysteme von elf vollgepackten Vans waren auf Ziele im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet programmiert und der selbst erteilte Auftrag lautete „Hilfsgüter liefern und Flüchtlinge retten“. Die Zielorte: Medyka und Krakovits in Polen und Lwiw in der Ukraine.

Mehr als 20.000 Euro hatte das Travelcircus-Team via Spendenaktion in der Vorwoche gesammelt und die Vans mit Medikamenten, Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln vollstopfen können.

Mit 20.000 Euro Spendenkasse

Auf dem Rückweg nach Berlin konnten 70 Flüchtlinge mitgenommen werden. „Autovermieter Sixt hatte sich mit der kostenlosen Bereitstellung von drei Transportern beteiligt und mit dem gesammelten Geld konnten wir acht weitere Fahrzeuge mieten sowie Sprit und auch Hotelzimmer für die ersten Übernachtungen hier in Berlin bezahlen“, sagt Travelcircus-Geschäftsführer Bastian Böckenhüser.

Sogar ein kleines Startgeld in Höhe von 100 Euro pro Person sei im Budget enthalten und auch der Kauf von Handykarten und Verpflegungspaketen in Berlin sei drin gewesen.

Schwere Resiebedingungen

„Die Flüchtlings-Camps in Polen sind sehr gut organisiert. Allein die Weiterreise der Flüchtlinge in Richtung Westen ist kompliziert. Viele Frauen sind mit ihren Kindern und schwerem Gepäck unterwegs“, erklärt der Konvoi-Leiter. Seine Erfahrung sei, dass so eine Aktion nur mit Autos mit möglichst vielen Sitzplätzen Sinn mache.

Achtung: Benzin ist knapp

„Die Leute dort raus zu holen, ist vielleicht doch noch etwas wichtiger als Hilfsgüter dorthin zu fahren.“ Wichtig sei, dass man jemanden im Team habe, der Ukrainisch oder Russisch spricht und ein weiteres Problem sei die Benzinversorgung: 200 Kilometer vor der ukrainischen Grenze sind alle Tankstellen geschlossen. Ohne zusätzlichen Benzinkanister sollte niemand diese Reise antreten.

Jetzt werden Arbeit und Wohnungen gesucht.

„Die ganz große Aufgabe wartet aber jetzt in Deutschland. Wir brauchen Unterkünfte und perspektivisch gesehen auch ein Angebot an Arbeitsplätzen“, so Böckenhüser.

Die Hotel-Idee

Für die Bereitstellung der Unterkünfte hat der Travelcircus-CEO schon eine Idee. Er wisse, dass viele Economy-Hotels noch immer weit unter dem Vor-Corona-Niveau ausgelastet sind.

„Ich sehe da eine Chance, um die Flüchtlinge vergleichsweise gut und kostengünstig unterbringen zu können.“

Eine Maßnahme, die auch den durch Corona arg gebeutelten Hoteliers und deren Angestellten helfen könnte. Und in Sachen Arbeitsplätze gibt Travelcircus selbst ein gutes Vorbild ab. „Wir haben schon seit einiger Zeit sechs ukrainische Programmierer in unserem Team. Sehr gut ausgebildete Leute“, so Böckenhüser.

Wer dem Team vom Travelcircus helfen möchte: ukrainehilfe@travelcircus.de

Text: Stefan Bartylla, Bild: Privat