Die propalästinensische Demonstration am vergangenen Donnerstag, auf der es zu dem Zwischenfall kam, war nicht angemeldet worden. (Archivbild)
Die propalästinensische Demonstration am vergangenen Donnerstag, auf der es zu dem Zwischenfall kam, war nicht angemeldet worden. (Archivbild) Foto: Bettina Lüke/dpa

Berlin (dpa) – Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen einem Berliner Polizisten und einer propalästinensischen Demonstrantin sowie mehreren Strafanzeigen nach einem veröffentlichtem Video ermittelt die Polizei wie üblich in diesen Fällen. Gegen den Polizisten sei ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt eingeleitet worden, so die Polizei.

Auf Videos von der aggressiven Demonstration am Donnerstag ist zu sehen, wie ein Polizist inmitten von Rangeleien einer Demonstrantin mit der Faust zweimal ins Gesicht schlägt, dem Opfer läuft Blut aus der Nase. Bei der Person handele es sich um eine «polizeibekannte 25-jährige irische Staatsangehörige», teilte die Polizei mit. Gegen sie ermittelt die Polizei wegen Beleidigung und Widerstands.


Das irische Außenministerium, das sich eingeschaltet hatte, sprach am Wochenende von einer «Person» und verwendete das im Englischen geschlechtsneutrale Pronomen «they». Die Berliner Polizei bezeichnet sie als «Frau».

Polizei: Beamter wird beschimpft und bedroht

Gegen den Polizisten seien mehrere Strafanzeigen eingegangen, hieß es. Wegen der starken Verbreitung von Videos zur «Anwendung von unmittelbarem Zwang gegen die Tatverdächtige» gingen weiterhin Anzeigen ein. Der Polizist werde im Internet «gezielt diffamiert, konkret bedroht, beleidigt und mit dem Tode bedroht». Auch hier seien Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Urheber eingeleitet worden.

Demonstration aufgelöst – Widerstand und Angriffe

Die Polizei hatte darauf hingewiesen, dass die Kundgebung von etwa 100 propalästinensischen Demonstranten nahe dem Rosenthaler Platz von der Polizei wegen fehlender Versammlungsleitung aufgelöst worden sei. Dann sei es zu tätlichen Angriffen, Widerstand und Beleidigungen gegen Polizisten gekommen.

Mehrfach habe die Polizei die Menge aufgefordert, den Ort zu verlassen, zahlreiche Platzverweise seien ausgesprochen worden. Schließlich habe die Polizei begonnen, die Auflösung der Ansammlung mit Zwang und Schieben und Drücken durchzusetzen. Dabei seien sie massiv angegangen worden. Um die Situation beurteilen zu können, müsse man auch gerade bei solchen Videos den gesamten Ablauf kennen.

Irische Botschaft schaltet sich ein

In der Folge des Vorfalls und der großen Resonanz im Internet auf die Videos hatte sich die irische Botschafterin in Berlin beim Auswärtigen Amt gemeldet. Das wiederum kontaktierte den Berliner Senat und der meldete sich bei der Polizei.

Die Polizei hatte von 94 Demonstranten die Personalien festgestellt. Sie leitete 96 Ermittlungsverfahren ein, unter anderem wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen, tätlicher Angriffe, Widerstands, Beleidigung, Körperverletzung sowie unerlaubten Aufenthaltes.