Der Politikwissenschaftler Jan Philipp Thomeczek sieht einen Trend zu parteilosen Kandidaten bei Kommunalwahlen. (Archivbild)
Der Politikwissenschaftler Jan Philipp Thomeczek sieht einen Trend zu parteilosen Kandidaten bei Kommunalwahlen. (Archivbild) Foto: Soeren Stache/dpa

Potsdam/Frankfurt (Oder)(dpa/bb) – Die Parteien haben es nach Ansicht des Potsdamer Politikwissenschaftlers Jan Philipp Thomeczek zunehmend schwer mit Kandidaten bei Kommunalwahlen. «Parteien haben ein sehr schlechtes Image», sagte der wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Potsdam der Deutschen Presse-Agentur. «In regelmäßigen Abständen wird Vertrauen in Institutionen, wie Parteien, Parlamente oder Gerichte, abgefragt. Häufig liest man, dass die Mehrheit Parteien misstraut.»

Der Politikforscher sieht deshalb Vorteile für parteilose Bewerberinnen und Bewerber bei Kommunalwahlen. «Wer also ohne „Partei-Ticket“ in so eine Wahl geht, kann sich von diesem Image loseisen und kommt möglicherweise besser an», sagte Thomeczek. Außerdem müssten sich Oberbürgermeister ohnehin Mehrheiten im Rat suchen. «Auch hier kann es einfacher sein, nicht einer bestimmten Partei zuzugehören, weil man in der Regel die Unterstützung von mehreren Parteien braucht.»


Parteilose oder unabhängige Bewerber im Trend

In Brandenburg nimmt der Trend zu parteilosen Kandidatinnen und Kandidaten zu. Am Sonntag (12. Oktober) wird in Potsdam und Frankfurt (Oder) in Stichwahlen der künftige Oberbürgermeister oder die künftige Oberbürgermeisterin gewählt. In Potsdam treten die parteilose Bewerberin Noosha Aubel und SPD-Kandidat Severin Fischer gegeneinander an, in Frankfurt (Oder) der parteilose Axel Strasser und AfD-Politiker Wilko Möller. Aubel und Strasser lagen im ersten Durchgang vorn. Thomeczek hat zur Stichwahl in Potsdam eine Online-Wahlhilfe zur Entscheidungsfindung entwickelt. 

Bei Bürgermeisterwahlen am 28. September in 18 Städten oder Gemeinden waren parteilose oder unabhängige Bewerber in elf Kommunen – Bad Freienwalde, Friedland, Finsterwalde, Herzberg, Luckau, Luckenwalde, Nauen, Nuthe-Urstromtal, Prenzlau, Pritzwalk, Treuenbrietzen und Vetschau – teils in der ersten Runde oder der Stichwahl erfolgreich oder lagen vorn und gehen in eine Stichwahl.