
BAUVORHABEN Mit bis zu 2.500 Wohnungen soll das Pankower Tor ein modernes, Stadtquartier mit Grünflächen und Infrastruktur werden – doch Naturschutz und Bürokratie bremsen
Auf dem alten Rangierbahnhof in Pankow herrscht seit Jahren Stille: Verrostete Gleise, bröckelnde Gebäude und wucherndes Grün prägen das Bild. Die Natur hat sich die rund 47 Hektar zurückerobert. Doch wenn es nach Investor Kurt Krieger und dem Bezirk Pankow geht, könnte diese Ruhe schon bald ein Ende haben. Gemeinsam planen sie ein neues Stadtquartier samt Wohnungen, Gewerbeflächen, Kitas, einer Schule und Grünanlagen.
Investor und Bezirk zeigen Einigkeit
Zusammen mit Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) und Baustadtrat Cornelius Bechtler (Bündnis 90/Die Grünen) präsentierte Krieger vergangene Woche den aktuellen Stand der Planungen für das Pankower Tor. Nachdem im März von Investor, Stadt und Bezirk die Verträge dazu unterzeichnet wurden, wollte man nun ganz offiziell Einigkeit demonstrieren. Fast 20 Jahre nach dem Abriss der Gleisanlagen soll die riesige Lücke im Zentrum Pankows endlich geschlossen werden.
Krieger, der in Schöneberg geboren wurde und in Pankow aufgewachsen ist, eröffnete 1970 sein erstes Möbelhaus unter der Marke Höffner in Wedding. Ein weiteres sollte 2009 an der Granitzstraße folgen, der Bezirk Pankow forderte allerdings eine Schule ein. Also wurde ein weiteres, direkt anliegendes Grundstück von Krieger erworben. Doch das war längst nicht die einzige Kröte, die der heute 77-jährige Investor bislang schlucken musste.
Naturschutz versus Neubau
Ein besonderes Hindernis war und ist der Artenschutz. Kurz nach der Stilllegung des Güterbahnhofs im Jahr 1997 tauchten auf dem Gelände zwei Kreuzkröten auf, vermutlich eingeschleppt mit einem Kieslaster. Hier fanden sie passende Lebensbedingungen und vermehrten sich. Inzwischen hat Krieger sogar eine angrenzende Kleingartenanlage erworben, um diese in ein Biotop umzuwandeln und so die Umsiedlung der streng geschützten Amphibien zu ermöglichen. Mit der Pflege des neu geschaffenen, etwa fünf Hektar großen Habitats wird die Stiftung Naturschutz betraut, die dafür den Ringlokschuppen als neues Domizil erhält. Dennoch rechnet Krieger mit Klagen von Umweltverbänden. Unter anderem will der NABU prüfen, ob die Ersatzflächen ausreichen. Und ohne Einigung kein Baubeginn.
Baustart frühestens 2027
Von den bis zu 2500 Wohnungen sollen 30 Prozent gefördert sein, um unterschiedliche Einkommensgruppen zusammenzubringen. Experten rechnen zwar nicht mit einem Baustart vor 2027, dennoch zeigt man sich zuversichtlich: Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start des Milliardenprojekts seien gelegt. Bechtler betont zudem die Dringlichkeit des Vorhabens. Angesichts des Wohnraummangels sei das Pankower Tor ein wichtiges Signal.
Politisch war der Weg bislang steinig: Wechselnde Senatoren und Bezirksämter stellten immer wieder neue Anforderungen. Ursprünglich geplante Großflächen für den Handel wurden gestrichen, der Wohnungsbau ausgeweitet. Nun aber soll Kriegers „Herzensprojekt“ wieder Fahrt aufnehmen und trotz aller Konflikte zum Vorzeigemodell für urbane Entwicklung in Berlin werden.
Text: Sascha Uhlig