Potsdam (dpa/bb) – Der Brandenburgische Pädagogen-Verband (BPV) hat die geplante Erhöhung der Pflichtstunden für Lehrkräfte als «fiese Mogelpackung» kritisiert. Vize-Verbandspräsident Alexander Lipp warnte vor einem «riesigen Chaos» an den Schulen.
Nach BPV-Angaben führt die geplante Mehrarbeit pro Lehrkraft nicht zu einem größeren Stundenkontingent an den Schulen. Stattdessen würden gleich viele Unterrichtsstunden von weniger Lehrkräften abgedeckt. Es entstehe ein Überhang an Lehrerinnen und Lehrern, die die Schulen verlassen müssen und an anderen Schulen eingesetzt werden sollen – ein sogenanntes «Umsetzungskarussell», so Lipp. Lücken, die dabei entstehen, sollen von Vertretungs- oder Honorarkräften besetzt werden, die einerseits kostengünstiger sind, andererseits aber nicht voll ausgebildet – oft handele es sich um Studierende.
Zu Beginn des Schuljahres greifen Stellenkürzungen bereits, so BPV-Präsident Hartmut Stäker. Da das Unterrichtsangebot nicht gekürzt werden könne, werde vor allem bei «Stunden für Ganztag, für Inklusion, für Förderung oder Vertretung und so weiter» gespart.
«Auf dem Rücken der Kinder»
«Das ist eine fiese Mogelpackung, denn das bedeutet eben deutlich weniger Zeit für die Kinder, es bedeutet weniger Zeit für die Lehrkräfte, die den Schulen im laufenden Schuljahr weggenommen werden, um Geld zu sparen auf dem Rücken der Kinder», sagte Lipp.
BPV-Vertreterin Christina Adler forderte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) auf, die Bildungspolitik zur «Chefsache» zu machen. Notwendig sei ein Gesamtplan mit allen Beteiligten. Konkret verlangt der Verband zudem eine sofortige Arbeitszeiterfassung, um die tatsächliche Belastung der Lehrkräfte transparent zu machen.
In Brandenburg ist die Zahl der Lehrerstellen im Haushalt für dieses Jahr um 345 Vollzeitstellen gesunken, auch wenn der Bildungsetat im Landeshaushalt insgesamt größer geworden ist. Die Lehrerinnen und Lehrer sollen ab dem zweiten Halbjahr eine Stunde pro Woche mehr unterrichten und dafür an anderer Stelle entlastet werden. Beides hatte für Proteste von Lehrern und Eltern gesorgt.