Die parteilose Kandidatin Noosha Aubel kommt bei der Oberbürgermeisterwahl in Potsdam in die Stichwahl.
Die parteilose Kandidatin Noosha Aubel kommt bei der Oberbürgermeisterwahl in Potsdam in die Stichwahl. Foto: Carsten Koall/dpa

Potsdam (dpa/bb) – Vor den Stichwahlen der Oberbürgermeisterwahl in Potsdam und in Frankfurt (Oder) wollen die Kandidaten die Mehrheit der Wähler überzeugen. Am 12. Oktober kommt es in der Landeshauptstadt zum Zweikampf zwischen der parteilosen Bewerberin Noosha Aubel und dem SPD-Kandidaten Severin Fischer. Beide kamen beim ersten Durchgang am Sonntag in die Stichwahl.

In Frankfurt (Oder) tritt der parteilose Bewerber Axel Strasser gegen AfD-Kandidat Wilko Möller an. Auch in Hennigsdorf, Velten und Glienicke/Nordbahn stehen Stichwahlen an.


SPD zeigt sich für Potsdam zuversichtlich

SPD-Generalsekretär Kurt Fischer hofft trotz des deutlichen Vorsprungs von Aubel darauf, dass die SPD in Potsdam nach 35 Jahren auch künftig weiterregieren kann. «Das ist auf jeden Fall eine Aufholjagd – eine Aufholjagd, die wir gewinnen können», sagte Fischer der Deutschen Presse-Agentur. Severin Fischer könne mit seinem Fokus auf starke Wirtschaft und bezahlbares Wohnen auch bei Anhängern von CDU und Linken punkten. In Frankfurt (Oder) seien die Umstände für die SPD schwierig gewesen.

AfD-Landeschef René Springer zeigte sich mit der Wahl in Frankfurt (Oder) zufrieden. «Jetzt werden wir alle Register ziehen, um Wilko Möller zum Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder) zu machen», sagte Springer.

Er zeigte sich aber enttäuscht über die Ergebnisse in Potsdam, Glienicke/Nordbahn und Velten, wo es die AfD-Kandidaten nicht in die Stichwahl schafften. «Die Brandmauer hat aber keine Ewigkeitsgarantie.»

Ex-Beigeordnete gegen Staatssekretär

In Potsdam lag die Flensburger Dezernentin Aubel, die von den Grünen unterstützt wird, mit 34,0 Prozent im ersten Durchgang laut vorläufigem Ergebnis deutlich vorn. Der Berliner Wirtschaftsstaatssekretär Fischer erreichte 16,9 Prozent. Als Ex-Beigeordnete kennt Aubel die Stadt. Fischer will nach der Abwahl von SPD-OB Mike Schubert als unbelasteter Kandidat in die Stichwahl gehen.

Clemens Viehrig (CDU), Dirk Harder (parteilos, für Linke), Chaled-Uwe Said (AfD), Michael Reichert (BVB/Freie Wähler) und Alexander D. Wietschel (Die Partei) schieden aus, Viehrig nur knapp. Die Wahl wurde nötig, weil Schubert nach Kritik an seiner Amtsführung per Bürgerentscheid abgewählt wurde. 

IHK-Referent gegen Polizist

In Frankfurt (Oder) lag der parteilose Strasser im ersten Durchgang mit 32,4 Prozent laut vorläufigem Ergebnis überraschend vorn. Er arbeitet bei der IHK Ostbrandenburg. AfD-Kandidat Möller erreichte 30,2 Prozent. Der Polizist ist Landtagsabgeordneter. Strasser rief zur Unterstützung auf: «Ich bitte alle demokratischen Kräfte in dieser Stadt, mich zu unterstützen», sagte er.

CDU-Kandidatin Désirée Schrade und SPD-Bewerberin Simona Koß schieden aus. Das Stadtoberhaupt muss vorzeitig neu gewählt werden, weil der bisherige OB René Wilke (parteilos) Innenminister geworden war. Wilke hatte Schrade unterstützt. Er warf Möller vor, er habe sich disqualifiziert, weil er andere in der Stadtverordnetenversammlung abgewertet habe.

AfD könnte erstmals Oberbürgermeister stellen

Bei einem Erfolg von Möller könnte die AfD erstmals in Deutschland einen Oberbürgermeister stellen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte Anfang Mai mitgeteilt, dass es die AfD als gesichert rechtsextremistische Bestrebung einstufen werde. Wegen einer Klage der AfD dagegen legte die Behörde die Einstufung zunächst auf Eis. Der Verfassungsschutz Brandenburg stufte die AfD im Land als gesichert rechtsextrem ein.

Drei weitere Stichwahlen

In Hennigsdorf tritt voraussichtlich Amtsinhaber Thomas Günther (SPD) gegen Oliver Schönrock (Die Unabhängigen – Bürger für Hennigsdorf) an. In Velten gehen Marcel Siegert (Pro Velten) und Einzelbewerberin Manuela Nebel in die Stichwahl, in Glienicke/Nordbahn Arno Steguweit (CDU) und Uwe Klein (SPD).