Bessere Abwasserreinigung: Baustart für größte deutsche Anlage zur Spurenstoffentfernung mit Ozon im Klärwerk Schönerlinde.
Im Klärwerk Schönerlinde im Nordosten Berlins starten die Berliner Wasserbetriebe den Bau für die erste großtechnische Ozonanlage.
Diese weitergehende Reinigungsstufe für biologisch bisher nicht abbaubare Spurenstoffe, darunter manche Arzneimittel, basiert auf eigener Forschung und sichert den eng geschlossenen Berliner Wasserkreislauf zusätzlich ab.
Umfangreiche Forschung
Neben mehreren geschlossen Reaktionsbecken werden Anlagen zur Herstellung des Ozons aus Sauerstoff sowie zur Vernichtung von dessen Resten nach getaner Arbeit und ein Pumpwerk errichtet.
Die Neubauten entstehen im Klärwerk Schönerlinde, der drittgrößten Berliner Kläranlage, in der das Abwasser von rund 800.000 Menschen aufbereitet wird. Insgesamt werden 48 Millionen Euro investiert.
„Nach umfangreicher Forschung und Erprobung gehen wir mit dem Bau dieser neuen Anlage jetzt einen entscheidenden Schritt in Richtung Klärwerk der Zukunft“, sagt der amtierende Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe, Frank Bruckmann.
Weitere Investitionen
Mit dem Bau einer Spurenstoffentfernung in dieser Größe betrete das Unternehmen zugleich Neuland in der Bundesrepublik.
„Das Vorhaben ist Teil einer umfassenden Ausbaustrategie für alle unsere sechs Klärwerke, die mehrere weitergehende Reinigungsstufen sowie Kapazitätserweiterungen umfasst und bis Mitte der 2030er-Jahre in diesen Werken Investitionen von rund 2 Milliarden Euro einschließt“, so Bruckmann weiter.
Schwer abbaubarer Stoffe
Zur Funktion: Wenn ab Ende 2023 das zuvor bereits mit der klassischen Technik weitgehend gereinigte Wasser durch die Ozonanlage fließt, spaltet das Ozon (O3) schwer abbaubare organische Spurenstoffe, etwa bestimmte Arzneimittel, durch eine Zwangsoxidation auf.
Die dabei entstehenden Transformationsprodukte sind dann zumeist biologisch abbaubar bzw. werden durch Filtration zurückgehalten. Gleichzeitig eliminiert die Ozonung Keime im Abwasser.
Stärkere Absicherung
Berlin – an wenig Wasser führenden Flüssen und in der niederschlagsärmsten Region Deutschlands gelegen – gewinnt sein Trinkwasser nahezu komplett im eigenen Stadtgebiet.
Mit dem Klimawandel und dem steigenden Medikamentengebrauch in der Bevölkerung hatten die Berliner Wasserbetriebe die Suche nach einer stärkeren Absicherung des teilgeschlossenen Wasserkreislaufs in der Region intensiviert.
So sind dem Votum für den Bau dieser ersten Ozonanlage umfangreiche Forschungsprojekte vorausgegangen, die das Unternehmen gemeinsam mit renommierten Partnern umgesetzt hat.
Darin wurden verschiedene Verfahren im Hinblick auf Entfernungsraten bestimmter Stoffe sowie ihre Stabilität und Kosten- und Ressourceneffizienz entwickelt, erprobt und verglichen.
Neben einem Eigenanteil von rund zwei Millionen Euro konnten dafür mehr als 13 Millionen Euro nationale und EU-Fördermittel gewonnen werden.
Text: Redaktion, Bild: Berliner Wasserbetriebe