Der neue Chef des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg sieht für kommendes Jahr höhere Ticketpreise auf die Fahrgäste zukommen.
Der neue Chef des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg sieht für kommendes Jahr höhere Ticketpreise auf die Fahrgäste zukommen. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin (dpa/bb) – Der neue Chef des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB), Christoph Heuing, erwartet für kommendes Jahr höhere Fahrpreise in Bussen und Bahnen beider Bundesländer. «Das Verfahren läuft jetzt gerade, da werden wahrscheinlich im Herbst die Beschlüsse gefasst», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Ich halte es für wahrscheinlich, dass wir zum 1. Januar dann eine Preisanhebung haben werden, weil wir alle wissen, wie die Verbraucherpreise in den letzten fünf Jahren deutlich nach oben gegangen sind.» 

Ticketpreis orientiert sich an Inflation

In welcher Höhe die Ticketpreise dann steigen könnten, ließ er offen. «Es gibt im VBB ein Indexverfahren, das so aufgebaut ist, dass wir uns immer die zurückliegenden fünf Jahre angucken und dann die Verbraucherpreise und daraus einen Wert ermitteln», betonte Heuing. Schon in diesem Jahr sind die Preise im Schnitt um 7,5 Prozent angehoben worden. 

Anzeige

Berlin und Brandenburg legen ihren Nahverkehrstarif im gemeinsamen Verkehrsverbund fest. Ihm gehören neben den Ländern auch die 14 Landkreise und vier kreisfreien Städte Brandenburgs an, außerdem 36 Verkehrsunternehmen, darunter die S-Bahn Berlin und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).  

Heuing ist seit Anfang Mai neuer Geschäftsführer beim VBB. Zuvor leitete er zehn Jahre lang den Verkehrsverbund Mittelthüringen. Die Leitungsposition beim VBB war ein Jahr lang vakant, nachdem seine Vorgängerin Ute Bonde (CDU) 2024 als Verkehrssenatorin in die Berliner Landesregierung gewechselt war.

VBB kämpft mit Kostensteigerungen

Wie viele andere Verkehrsverbünde in Deutschland kämpft der VBB mit den hohen Kostensteigerungen der vergangenen Jahre. «Die Situation ist im Moment sehr angespannt», sagte Heuing. «Wir haben bei den Kostenstrukturen der Verkehrsunternehmen – Personal, Material, Energie – deutlich höhere Steigerungen gehabt als bei der Inflation.» 

Gleichzeitig stiegen die sogenannten Regionalisierungsmittel, die die Länder vom Bund für die Bereitstellung des Nahverkehrs-Angebots bekommen, jährlich nur um drei Prozent. «Damit wird die Finanzierungslücke immer größer. Das stellt die Länder vor erhebliche Herausforderungen und von Jahr zu Jahr wird dieses Problem größer», betonte der neue VBB-Chef.

Der Verbund hat deshalb vor einigen Wochen angekündigt, das Angebot im Regionalverkehr zum Fahrplanwechsel im Dezember etwas auszudünnen. Betroffen sind die Linie RB27 zwischen Basdorf und Wensickendorf, die dann nur noch in den Hauptverkehrszeiten zwischen Montag und Freitag am Morgen und am Nachmittag unterwegs sein wird, sowie die Linie RB36. Diese wird zwischen Beeskow und Frankfurt (Oder) nach 20.00 Uhr nur noch alle zwei Stunden fahren. 

Heuing: Sind trotz Abbestellungen auf Expansionskurs

An der zuletzt weiter gestiegenen Nachfrage im Berliner und Brandenburger Nah- und Regionalverkehr werde das nichts ändern, sagte Heuing. «Wir haben Fahrten rausgenommen mit weniger als zehn Fahrgästen im Durchschnitt in einem Zug. Wir haben im VBB im vergangenen Jahr mehr als 1,5 Milliarden Fahrgäste gehabt. Das wird keinen Unterschied auf die Nachfrage machen.»

Zudem sei der VBB trotz punktueller Abbestellungen auf einem Expansionskurs. «Das zeigt etwa die Inbetriebnahme der Dresdner Bahn», betonte der VBB-Geschäftsführer. Damit stehe ab Dezember «endlich die schnelle, direkte Streckenführung vom Berliner Hauptbahnhof über Potsdamer Platz und Südkreuz zum Flughafen BER zur Verfügung». Die Fahrzeit zwischen dem Hauptbahnhof und dem BER werde sich damit von 39 auf 23 Minuten nahezu halbieren. «Dank der zusätzlichen Streckenkapazität kann auch ein 15-Minuten-Takt beim FEX angeboten werden.»

Ob weitere Abbestellungen drohen, hänge vor allem von den Mitteln ab, die der Bund zur Verfügung stelle. Dieser habe bereits Ankündigungen gemacht, dass der ÖPNV auskömmlich finanziert werden solle. «Das ist aus meiner Sicht eine klare Ankündigung, dass die Regionalisierungsmittel mindestens so weit erhöht werden, dass wir weitere Abbestellungen vermeiden können», betonte Heuing.