Streumunition ist auf dem ehemaligen «Bombodrom» zu sehen, einem früheren Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide.  (Archivbild)
Streumunition ist auf dem ehemaligen «Bombodrom» zu sehen, einem früheren Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide. (Archivbild) Foto: Jens Kalaene/dpa

Wittstock (dpa) – Die Räumung alter Streumunition auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide dauert weit länger als ursprünglich vorgesehen. Das Areal im Nordwesten Brandenburg, das unter dem Namen «Bombodrom» bekannt wurde, soll bis August 2030 von gefährlicher Streumunition befreit sein, wie der Leiter des Bundesforstbetriebs Westbrandenburg, Rainer Entrup, der Deutschen Presse-Agentur sagte. 

Ursprünglich sollte die Räumung 2025 beendet sein. Aber bereits 2023 hatte Entrup Verzögerungen einkalkuliert. Er betreut die Fläche im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. 


Das sowjetische Militär nutzte den früheren Luft-Boden-Schießplatz jahrzehntelang. Dort wurde unter anderem das Abwerfen von Bomben aus Flugzeugen geübt, Streumunition russischer Bauart wurde freigesetzt. Sie gilt als besonders tückische Kriegswaffe und ist international geächtet. In Deutschland kommt sie laut Auswärtigem Amt nur auf dem alten Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide vor. 

7.500 Stück Streumunition gefunden

Bis Ende Juli seien 76 Prozent der insgesamt 1.100 Hektar großen Verdachtsfläche geräumt worden, sagte Entrup. 7.500 Stück Streumunition seien seit Beginn der Räumaktion 2017 gefunden worden. Inzwischen arbeiteten 180 Menschen jede Woche auf dem ehemaligen «Bombodrom». Die Gesamtkosten für die Räumung betragen laut Entrup voraussichtlich um die 200 Millionen Euro bis 2030.

«Wir können nicht zügig voranschreiten»

Warum verzögert sich die Räumung? Die Arbeiten gingen langsamer voran, sagte der Verantwortliche. «Wir sind auf einer höchst belasteten Fläche und habe sehr viele Funde.» Mit einzelnen Sonden, die den Boden Meter für Meter absuchen, sei eine Räumung kaum noch gut möglich. Deshalb müssten Bagger zum Einsatz kommen. Da dies auf einer schon enger gewordenen Fläche einen bestimmten Sicherheitsabstand erforderlich mache, könnten keine Arbeiten parallel stattfinden. «Es macht uns einfach nicht schnell. Wir können nicht zügig voranschreiten», so Entrup.

Bei Streumunition, die etwa die Größe eines Tennisballs hat, handelt es sich um Bomben, die in der Luft über dem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper großflächig freisetzen und verstreuen. Umstritten ist sie vor allem, weil ein erheblicher Teil nicht detoniert, sondern als Blindgänger im Boden bleibt und so die Bevölkerung gefährdet.

Streumunition per Vertrag geächtet 

Deutschland und mehr als 100 weitere Staaten sind vor Jahren einem Vertrag zur Ächtung von Streumunition beigetreten, dem sogenannten Oslo-Übereinkommen. Alle Bundeswehr-Bestände dieser Waffen sind laut Bundesregierung vernichtet. 

Das «Bombodrom» war bundesweit auch wegen lang andauernder Proteste bekannt. Bürger wehrten sich gegen Pläne der Bundeswehr, das Gelände zu nutzen. Ein Teil des ehemaligen Truppenübungsplatzes gilt heute als Naturparadies. Wege sind inzwischen für Spaziergänger, Radfahrer und auch Kutschfahrten freigegeben.