Berlins Ex-Regierungschef Michael Müller hält es für notwendig, das deutsche Verhältnis zu den USA neu zu sortieren. (Archivbild)
Berlins Ex-Regierungschef Michael Müller hält es für notwendig, das deutsche Verhältnis zu den USA neu zu sortieren. (Archivbild) Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin (dpa/bb) – Der ehemalige Regierende Bürgermeister Michael Müller fordert eine engere Zusammenarbeit europäischer Staaten. «Es gibt noch Demokraten in den USA, mit denen wir reden können. Doch als verlässlicher Partner fallen die USA weg», sagte der SPD-Politiker der «Berliner Zeitung»mit Blick auf den Eklat beim Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit dem US-Präsidenten Donald Trump am Freitag.

Müller schlägt ein Bündnis aus Deutschland, Polen, Frankreich und Großbritannien vor. «Kommt so ein Bündnis nicht zustande, können wir mit Russland, den USA, China und Indien nicht mehr auf Augenhöhe verhandeln und werden nicht ernst genommen», sagte er. «Schmeichelei, Verhandeln und Hoffen helfen bei Donald Trump nicht mehr. Das möchte er auch nicht. In den letzten Tagen ist etwas kaputtgegangen. Wer das jetzt nicht verstanden hat, dem ist nicht mehr zu helfen.»

Anzeige

Müller warnt mit Blick auf Trump vor Illusionen

Das Gespräch zwischen den beiden Präsidenten hat Müller als verstörend erlebt: «Als ich das gesehen habe, habe ich das kaum geglaubt. Man denkt, das sind Fake-News oder KI-Videos», sagte der Politiker. «Ein weltweit einmaliger Vorfall. Trump hält dieses unflätige und unsägliche Auftreten für Politik. Daran müssen wir uns gewöhnen, auch an die Wortwahl.» Die Attacke von Trump gegen Selenskyj war nach seiner Einschätzung kein Ausrutscher. «Trump will die Ukraine nicht unterstützen, er will sie erpressen.» 

Müller war von 2014 bis 2021 Regierender Bürgermeister von Berlin und danach für die SPD im Bundestag. Dort war Außenpolitik einer seiner Schwerpunkte. Zuletzt hat er die Enquete-Kommission zum Afghanistan-Abzug geleitet. Bei der Wahl am Sonntag vergangener Woche war er nicht erfolgreich. «Ich sitze noch in ein paar Gremien und Kuratorien. Einen genauen Zukunftsplan habe ich aber nicht», sagte er.