Potsdam (dpa/bb) – Der Software-Milliardär Hasso Plattner will viele Millionen in die Wissenschaft investieren und Deutschland bei der Forschung zur Künstlichen Intelligenz (KI) im internationalen Wettbewerb voranbringen. Seine Stiftung finanziert bis 2035 einen neuen Universitäts-Campus in Potsdam und erweitert zugleich seine IT-Forschungseinrichtung, das Hasso-Plattner-Institut in der Stadt.
«Wir wollen schon auf dem Weg sein in die erste Reihe der deutschen Informatik-Fakultäten», sagte Plattner am Nachmittag an der Universität Potsdam bei der Vorstellung des Projektes. Eine Investitionssumme nannte er nicht, sagte aber, es sei von einer dreistelligen Millionensumme auszugehen. Mit Blick auf seine Hasso Plattner Foundation sagte er: «Was immer uns das kosten wird, die Stiftung kann das finanzieren.»
Der 81-jährige ist Mitbegründer des Software-Konzerns SAP und seit langem als Mäzen für Wissenschaft und Kunst aktiv. Er hat in Potsdam unter anderem das Museum Barberini mit einer bedeutenden Sammlung impressionistischer Kunst gestiftet. Er unterstützte den Wiederaufbau des Stadtschlosses, das nun den Landtag beherbergt.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht positive Auswirkungen für die gesamte Region. «Die Wirtschaft in Brandenburg und Berlin wird massiv davon profitieren.» Zur Verwirklichung der Pläne wird eine Task-Force eingerichtet, die Woidke und Plattner leiten sollen.
Die Wissenschafts-Pläne bis 2025
Das sind die Vorhaben:
Der Brauhausberg in herausgehobener Lage in Potsdam wird mit dem alten und inzwischen verfallenen Landtag zu einem Uni-Campus umgebaut. Es sollen dort mehrere moderne Gebäude entstehen. Ziel ist es, dort einen weiteren Standort der Universität Potsdam anzusiedeln mit dann 5.000 bis 6.000 Studierenden. Jura und Sozialwissenschaften sollen vom Campus Griebnitzsee, der zwischen Potsdam und Berlin liegt, dorthin umziehen.
Uni-Präsident Oliver Günther sagte zum Bau eines neuen Uni-Campus: «Das wird ein Vorzeigeprojekt werden.» Ganz in der Nähe – auf dem Potsdamer Telegrafenberg – liegen weltweit renommierte Forschungseinrichtungen wie das Geoforschungszentrum (GFZ) und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
Plattner will mit Institut bei KI-Forschung aufholen
Plattners Fokus richtet sich auf die Vergrößerung seines IT-Forschungsinstituts, das am Griebnitzsee angesiedelt ist. Es gebe nun die historische Chance, bei der KI-Forschung aufzuholen, sagte der 81-Jährige. Mit dem Umzug der dortigen Uni-Fakultäten auf den Brauhausberg kann sich das Hasso-Plattner-Institut-ausdehnen. Die Zahl der Studierenden soll sich auf 2.000 in etwa verdoppeln, wie es hieß.
Freies Studieren soll ohne Gebühren weiter möglich sein
Studiengebühren sollen weiterhin nicht erhoben werden, betonte Plattner. «Man kann also frei studieren mit immer besserer Umgebung.» Was in den USA unter der Regierung von Präsident Donald Trump passiere, sei ja fürchterlich, sagte der Mäzen, der nach eigenen Aussagen meistens in den USA lebe. Er will künftig mehr ausländische Professoren an sein Institut holen.
Die US-Regierung greift massiv in die Hochschulpolitik ein. Sie will versuchen, der Eliteuniversität Harvard die Aufnahme ausländischer Studierender zu untersagen. Auch mögliche Einschränkungen bei der Visa-Vergabe lösen Verunsicherung aus.
Plattner: Hatte Traum von Gründung einer eigenen Universität
Deutschland brauche bessere Schulen und Hochschulen, sagte Plattner und verwies auch auf die Geldknappheit der öffentlichen Hand. Dass seine Stiftung nun den Ausbau der Uni verantworten könne, sei eine «tolle Sache». Zudem habe er schon vor vielen Jahren den Traum gehabt, eine eigene Universität zu gründen.
Zusammen mit dem Land und der Stadt sollen die Planungen zügig vorankommen, und es soll so schnell wie möglich gebaut werden, wie es hieß. Dazu wurde auch eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet.
Brauhausberg bekam den Spitznamen «Kreml»
Mit der Sanierung des Geländes am Brauhausberg ermögliche es Plattner auch, eine «bauliche Wunde» in Potsdam zu schließen, sagte Regierungschef Woidke. Das Areal hat eine lange und wechselvolle Geschichte: Bis 2013 tagte dort der brandenburgische Landtag in einem denkmalgeschützten Gebäude, das inzwischen verfällt und durch ein Feuer beschädigt wurde.
In der DDR beherbergte das weithin sichtbare Gebäude die SED-Bezirks- und Kreisleitung. Es bekam daher den Spitznamen «Kreml». Ein Berliner Immobilienunternehmen hatte das Areal vor Jahren vom Land gekauft, ursprünglich angekündigte Pläne für einen Umbau aber nie umgesetzt.