Brandt wird zum Jahrestag des Attentats auf Hitler eine Rede halten. (Archivfoto)
Brandt wird zum Jahrestag des Attentats auf Hitler eine Rede halten. (Archivfoto) Foto: Helmut Fricke/dpa

Berlin (dpa) – Mehr als 80 Jahre nach dem Attentat auf Adolf Hitler warnt der Schauspieler und Kanzler-Sohn Matthias Brandt vor einer ängstlichen Überhöhung des Rechtsextremismus. «Ja, es gibt eine gewisse Angstdämonisierung dem Rechtsradikalismus gegenüber», antwortete der 63-Jährige im Interview mit dem «Spiegel» angesprochen auf einen zögerlichen Umgang mit der AfD. «Das ist verkehrt und gefährlich, weil es ihn überhöht. Es muss darum gehen, seine Schlichtheit und Dämlichkeit zu benennen.»

Der Verfassungsschutz hatte die AfD im Frühjahr zur «gesichert rechtsextremistischen Bestrebung» hochgestuft. Die Partei wehrt sich juristisch dagegen, die Einstufung liegt deshalb vorerst wieder auf Eis. 

Brandt wird auf der Gedenkfeier zum 81. Jahrestag des Attentats auf Hitler durch die Widerstandsgruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg am Sonntag in Berlin eine Ansprache halten. Er ist der Sohn des ersten SPD-Bundeskanzlers Willy Brandt (1969-1974). Dieser floh 1933 aus Nazi-Deutschland, um sich vor Verfolgung zu schützen. Von Norwegen aus arbeitete der als Herbert Ernst Karl Frahm geborene junge Mann dann unter dem Decknamen Willy Brandt gegen das Nazi-Regime.

Matthias Brandt sagte dem «Spiegel»: «Ich habe es lange für undenkbar gehalten, dass eine rechtsextreme Partei wie die AfD einmal drauf und dran sein könnte, stärkste politische Kraft zu werden.» Er fügte hinzu: «Doch für mein Gefühl stecken wir immer noch in einer Art Lähmung, weil wir es nicht gewohnt sind, mit solchen Kräften umzugehen.» Das sei vielleicht der entscheidende Unterschied zu Menschen wie seinen Eltern. «Die kannten sich mit Rechtsextremen einfach besser aus und waren bemerkenswert unängstlich.»