Loveparade-Gründer Dr. Motte
Loveparade-Gründer Dr. Motte Foto: Petrov Ahner

„Rave the Planet“ findet am 9. Juli statt. Die als Demonstration angemeldete Parade wurde von Loveparade-Gründer Dr. Motte ins Leben gerufen und erwartet laut Facebook etwa 62.000 Teilnehmer.

Es ist mehr als 20 Jahre her, dass die Loveparade das letzte Mal in Berlin stattfand und mehr als zehn Jahre sind seit dem schrecklichen Unfall in Duisburg vergangen. Seitdem gab es das legendäre Techno-Event nicht mehr unter seinem berühmten Namen – und auch sonst veranstaltete in der Größenordnung niemand etwas Vergleichbares.

Viele wichtige Botschaften

Nun können sich Fans von Techno-und Elektromusik freuen, denn am Samstag, den 9. Juli 2022 findet der Festzug, der als Demo ausgeschrieben ist, endlich wieder statt – unter neuem Namen. „Rave The Planet“ nennt sich der Zug nun inzwischen und kommt mit einem scheinbar völlig neuen Konzept und vielen wichtigen Botschaften um die Ecke.

Die Parade versteht sich als Demonstation und hat aus diesem Grund auch einen Katalog mit Forderungen ausgearbeitet. Es geht dabei unter anderem um die Anerkennung und den Erhalt der elektronischen Tanzmusik, sowie um Schutz von Kulturstätten und das Recht auf kulturelle und non-verbale Tanz-und Musikdemonstrationen.

Tanzverbot an Feiertagen: „Das kann’s ja wohl nicht sein“

Auch das Tanzverbot an christlichen Feiertagen sollte laut Dr. Motte weichen. „Ich finde, wenn man kein Christ und eher ein spiritueller Mensch ist, dann wird einem in Deutschland verboten, in irgendeiner Form zu tanzen und das Universelle zu huldigen. Das kann’s ja wohl nicht sein.“ Außerdem sei es ein wirtschaftlicher Schaden für Clubs und Veranstalter. „Und was gibt es Schöneres, als wenn Menschen zusammen kommen? Wenn es einen Gott gäbe, würde der sich doch über tanzende Menschen freuen.“

So soll „Rave The Planet“ ablaufen

Insgesamt werden 20 Musiktrucks mit über 200 Künstlern und Künstlerinnen an der Demo teilnehmen – und sie kommen aus allen Teilen der Welt, unter anderem auch Polen, Belgien, Österreich, England und den Niederlanden.

Die Route beinhaltet nicht nur die altbekannte Strecke auf der Straße des 17. Juni, sondern auch den Kurfürstendamm. Insgesamt wird der Zug etwa sieben Kilometer zurücklegen und durch drei Stadtbezirke führen.

Doch kann das Projekt gelingen? Das mulmige Gefühl ist bei einer erwarteten Besucheranzahl von über 25.000 Menschen sicherlich bei dem einen oder anderen vorhanden. Die Veranstalter, einschließlich Kult-DJ Dr. Motte geben sich aber optimistisch – und auch wenig genervt von dem immer wiederkehrenden Vergleich zu der Unglücksparade im Jahr 2010.

Katastrophen-Vergleich macht müde

„Wir sind mittlerweile müde, was das angeht“ so Timm Zeiss, ehrenamtlicher Geschäftsführer von „Rave The Planet“ und Wirtschaftsjurist. „Diese Veranstaltung hätte niemals genehmigt werden dürfen, das war ein Unglück der Behörden, trotz erheblicher Bedenken von Politikern und Leuten im öffentlichen Dienst und dem politischem Druck.

Es war für jeden, der schon mal eine Veranstaltung geplant hat, offensichtlich, dass das mit einem sehr hohen Risiko verbunden war. Während wir das live sahen und noch nichts geschehen war, sagten wir damals schon ‚Das ist kritisch, da passiert mit Sicherheit etwas‘.“

Zeiss fügte hinzu: „Es war von der Planung, über die Durchführung bis hin zur strafrechtlichen Verfolgung eine Katastrophe. Wir werden immer wieder damit assoziiert. Warum? Motte ist seit 2003 raus, 2005 sind die Anteile auch veräußert. Das Unglück ist fünf Jahre später passiert. Wo ist da der Kontext? Das verstehen wir nicht.“

Abschließend betonen die Verantwortlichen der „Rave The Planet“-Parade: „Das hätte unter der Verantwortung von Motte oder von uns an diesem Ort mit dieser Menschenmenge nie stattgefunden. Und das hätte jeder Veranstalter mit Verantwortungsbewusstsein auch nicht getan.“

62.000 wollen teilnehmen am „Rave The Planet“

Über die genaue Teilnehmerzahl könne man bisher noch nicht viel sagen. 25.000 Teilnehmer seien bisher angemeldet – die Anmeldung existiere aber bereits seit Ende 2019. „Wir sind damals schon davon ausgegangen, dass es eine großzügige Schätzung ist“, so die PR-Verantwortliche Ellen Dosch-Roeingh.

„Wir konnten es damals schon kaum einschätzen, wie es überhaupt in der Bevölkerung ankommt. Inzwischen müssen wir die Zahl vom Bauchgefühl her, ein bisschen nach oben korrigieren.“ Laut Facebook seien es inzwischen etwa 62.000 Teilnehmende – das soziale Netzwerk sei demnach der einzige zahlenmäßige Anhaltspunkt, denn einen offiziellen Ticketverkauf gibt es nicht.

Die Sicherheitsvorkehrungen würden allerdings nicht zulassen, dass etwas Schwerwiegendes passiert. Und das Wichtigste ist ja sowieso das Motto: „Together again“ – wieder zusammen.

Text: Sophia Völkel